Donnerstag, 13. Januar 2022
Zugang seit Monaten gesperrt
WHO-Chef: In Tigray gibt es keinen Platz wie die Hölle
Die Medikamente gehen zur Neige, es gibt kaum Nahrung – doch Äthiopien riegelt das Konfliktgebiet in Tigray weiter ab. „Die Lage ist verzweifelt“, sagt WHO-Chef Tedros. Selbst in den schlimmsten Konfliktzeiten in Syrien oder im Jemen durfte die Weltgesundheitsorganisation lebensrettende Gegenstände liefern.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kämpft seit mehr als sechs Monaten erfolglos um Zugang zum Konfliktgebiet in Tigray im Norden Äthiopiens. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus, der selbst aus Tigray stammt, bezeichnete die Lage als katastrophal. „Nirgendwo auf der Welt erleben wir eine Hölle wie in Tigray“, sagte er in Genf. „Die Lage ist verzweifelt.“
Selbst in den schlimmsten Konfliktzeiten in Syrien oder im Jemen hat die Weltgesundheitsorganisation Zugang zu zumindest lebensrettenden Gegenständen. In Äthiopien versuchte die Weltgesundheitsorganisation auf allen Ebenen, die Regierung des Friedensnobelpreisträgers und Premierministers Abiy Ahmed davon zu überzeugen, Medikamente in die Region zu liefern, jedoch ohne Erfolg. „Es ist empörend und unvorstellbar, dass die Regierung ihren Menschen Nahrung, Medizin und alles andere vorenthält, um mehr als ein Jahr zu überleben“, sagte Tedros. „Das muss aufhören.“
Sieben Millionen Menschen in Tigray haben wenig zu essen. Tedros berichtete, dass er Hilfe bei einem Arzt suchte, der sich an die Weltgesundheitsorganisation wandte. Er hat seit Juni 2021 keine neuen Diabetesmedikamente mehr bekommen. In seiner Tortur begann er im September, abgelaufene Medikamente einzunehmen. Auch diese reichten nur für ein paar Tage. Auch die Infusionslösung ist aufgebraucht, sodass Patienten nur noch einen Tropfen Wasser bekommen.
Der militärische Konflikt begann vor gut einem Jahr, als mein Vater damit begann, die in Tigray regierende Tigray People’s Liberation Front zu stürzen. Gut 25 Jahre lang kontrollierte die Tigray People’s Liberation Front Äthiopien, bis Abiy 2018 an die Macht kam. Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie. Beiden Konfliktparteien werden Gräueltaten vorgeworfen.