Migranten auf der Balkanroute
Wien will Rumänien und Bulgarien nicht im Schengen-Raum haben
12.09.2022, 15:59 Uhr (aktualisiert)
Der Schengen-Raum wird erweitert, wo es möglich ist, ohne Kontrollen zu reisen. Kroatien muss der Beitritt gelingen. Österreich hat jedoch Vorbehalte gegen die Aufnahme von Rumänien und Bulgarien. Schuld sind illegale Grenzübertritte über die Balkanroute.
Die EU-Staaten Rumänien und Bulgarien können derzeit nicht auf einen Beitritt zum Schengen-Raum ohne Grenzkontrollen hoffen. Bei einem EU-Innenministertreffen in Brüssel bekräftigte Österreich sein Veto gegen die Einstimmigkeitsliste. Auch die Niederlande haben Vorbehalte gegenüber Bulgarien. EU-Innenkommissarin Ylva Johansson erwartet hingegen „volle Unterstützung“ von Kroatiens Innenministern. Die Kommission der Europäischen Union hatte die Mitgliedstaaten aufgefordert, die drei Länder einzubeziehen.
Der österreichische Innenminister Gerhard Karner sagte in Brüssel, er werde gegen die Schengen-Erweiterung um Rumänien und Bulgarien stimmen. Er begründete dies damit, die Zahl der Einwanderer auf der Balkanroute zu erhöhen. „In diesem Jahr haben wir in Österreich mehr als 100.000 illegale Grenzübertritte, davon 75 Prozent unregistriert“, sagte Karner. „Es ist ein Beweis dafür, dass das System für viele Zwecke nicht funktioniert.“ Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer hatte bereits am Dienstag beim Westbalkan-Gipfel in Albanien sein Veto angekündigt.
Berlin will die drei Länder einbeziehen
Bundesinnenministerin Nancy Visser sprach sich ebenso wie Bundeskanzler Olaf Scholz (beide Sozialdemokraten) für die Aufnahme aller drei Länder in den Schengen-Raum aus. Visser sagte, sie hätten „bedeutende Fortschritte“ gemacht. Sie wolle noch einmal mit ihrer österreichischen Kollegin darüber sprechen.
Nach Angaben der europäischen Grenzschutzagentur Frontex sind seit Oktober seit Anfang des Jahres mehr als 106.000 Menschen irregulär über die Balkanroute in die Europäische Union eingereist, rund 170 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das ist der höchste Stand seit 2016.
Darüber hinaus beraten die Innenminister auch über weitere Flüchtlinge aus der Ukraine, die in diesem Winter wegen des Angriffskriegs Russlands erwartet werden. Weisser sagte, sie werde ihre EU-Kollegen zu einer „besseren Verteilung in Europa“ drängen. Viele deutsche Kommunen klagen bereits über die Überlastung.
(Dieser Artikel wurde erstmals am Donnerstag, den 8. Dezember 2022 veröffentlicht).