Schreie unter Wasser
Wie reagieren Delfine auf Lärm?
14.01.2023 21:47 Uhr
Delfine sind intelligente Tiere, die in Gruppen leben und unter Wasser über Geräusche kommunizieren. Lärm in den Ozeanen stört jedoch die soziale Kommunikation der Meeressäuger. Eine aktuelle Studie beschreibt, wie Tiere versuchen, Unterwasserlärm zu kompensieren.
Wenn es in ihrer Umgebung Lärm gibt, erhöhen Delfine die Lautstärke und Dauer der Pfeifen, mit denen sie kommunizieren. Trotz dieser Kompensationsversuche kann die Kommunikation von Meeressäugern durch laute Geräusche stark beeinträchtigt werden, berichtet ein Team um Pernell Sorensen von der University of Bristol in Großbritannien.
Delfine kommunizieren unter Wasser über unterschiedliche Geräusche miteinander. Befinden sich die Tiere jedoch in einer besonders lauten Umgebung, müssen sie „schreien“, um sich zu verständigen. die im Magazin „aktuelle biologie“ Die veröffentlichten Ergebnisse zeigen, wie sich Unterwasserlärm auf das Leben von Delfinen auswirken kann.
Delfine sind soziale Tiere, die in sogenannten Schulen zusammenleben. Sie beschützen sich gegenseitig, ziehen gemeinsam Jungtiere auf, jagen gemeinsam nach Beute und spielen gemeinsam. Dazu erzeugen sie unter anderem Echoortungspfeifen und -klicks. Der Informationsaustausch mit Mitgliedern ihrer Gruppe, beispielsweise bei der Jagd oder Paarung, ist für das Überleben des Individuums und der Population unerlässlich.
Menschengemachter Lärm
Die Unterwasserkommunikation der Meeressäuger wird jedoch zunehmend durch den Menschen gestört. Das Graben oder Aufladen unter Wasser erzeugt viel Lärm, was dazu führt, dass die Tiere nicht mehr normal kommunizieren und komplexe Verhaltensweisen nicht richtig koordinieren können. Die Orientierung, Nahrungssuche oder das Erkennen bestimmter Arten wird stark behindert. Langfristig können diese Mängel zu schwerwiegenden Verhaltensänderungen, Gesundheitsschäden und sogar zu einem erhöhten Tiersterberisiko führen.
Um die erhöhte Lärmbelastung zu kompensieren, verwenden einzelne Tiere lautere, längere oder häufigere Eigenrufe. Oder sie gehen in ruhigere Gegenden. Bisher wurden diese Verhaltensweisen nur bei einzelnen Personen nachgewiesen. Das internationale Team hat nun untersucht, wie zwei Große Tümmler – eine Art der Großen Tümmler – mit dem zunehmenden Lärm interagierten, während sie eine gemeinsame Aufgabe lösen sollten.
Männliche Delfine, Delta und Reese, wurden gebeten, gleichzeitig zwei Unterwasserknöpfe zu drücken, die sich an gegenüberliegenden Enden der Versuchslagune befanden. Dass sie eine solche Aufgabe durch sorgfältige Kommunikation lösen können, hatte das Duo bereits in früheren Experimenten bewiesen. Die neue Herausforderung besteht darin, die Aufgabe bei unterschiedlichen Hintergrundgeräuschpegeln zu erledigen – von normalen Umgebungsgeräuschen bis hin zum erschreckenden Lärm eines Hochdruckreinigers.
Die Folge: Der Erfolg der Delfine nahm mit zunehmendem Umgebungslärm ab. Während die beiden bei normalen Umgebungsgeräuschen bei 85 Prozent der Versuche beide Tasten gleichzeitig drücken konnten, sank ihre Erfolgsquote bei der stärksten Geräuschstörung auf 62,5 Prozent.
Rauschen kann nicht vollständig kompensiert werden
Die Forscher stellten auch fest, dass die Delfine die Lautstärke und Dauer ihrer Pfeifen erhöhten, wenn der Geräuschpegel zunahm. Die Tiere mussten buchstäblich „schreien“, um sich zu koordinieren. Beim Lärm des Hochdruckreinigers pfiffen sie schnell doppelt so lange wie sonst. Zusätzlich ändert die Tiere auch ihre Sprache: Mit steigendem Lärm orientiert sie sich öfter neu zueinander und schwammen auf die Körpere Seite der Lagune, um sich näher zu kommen und die Signale des Partners besser zu verstehen. „Unsere Studie zeigt, dass die Delfinkommunikation durch Lärm erheblich beeinträchtigt wird – trotz ihrer verschiedenen Versuche, dies zu kompensieren“, sagt Erstautorin Sorensen.
Obwohl die Studie nur an Delfinen in menschlicher Obhut durchgeführt wurde, gehen die Forscher davon aus, dass menschengemachte Geräusche auch wilde Delfine beeinflussen. „Zum Beispiel können Hintergrundgeräusche die Effizienz der Nahrungssuche insgesamt reduzieren“, sagte Stephanie King (ebenfalls von der University of Bristol). „Das schadet nicht nur der Gesundheit des Einzelnen, sondern letztlich der gesamten Bevölkerung.“