Was anderswo in der EU normal ist, stößt in Griechenland auf Kritik: Der Plan der Regierung, private Universitäten zuzulassen, hat heftige Proteste ausgelöst. Nun hat das Parlament entschieden.
Das griechische Parlament hat am späten Freitagabend trotz zahlreicher Proteste die Zulassung zu privaten Universitäten in Griechenland genehmigt. 159 Mitglieder des 300 Sitze umfassenden Parlaments stimmten für das entsprechende Gesetz. 129 stimmten dagegen, wie das Parlamentspräsidium mitteilte.
Während der Diskussion demonstrierten Tausende Studierende, Professoren, Schüler und Lehrer vor dem Parlamentsgebäude. Vorübergehend kam es zu Zusammenstößen zwischen Unabhängigen und der Polizei. Randalierer warfen Molotowcocktails und Beamte setzten Tränengas ein. Nach Angaben des Rettungsdienstes wurden 16 Menschen leicht verletzt. Nach Angaben der Polizei wurden drei Personen festgenommen. Reporter vor Ort berichteten, dass sich die Lage am Abend beruhigt habe.
Studierende müssen im Land bleiben
Das Thema hält Griechenland seit Wochen in Atem: Private Universitäten wurden bislang nicht zugelassen, um das öffentliche Recht auf Bildung im Land zu betonen. Kritiker befürchten, dass durch die Zulassung privater Institutionen die Hochschulbildung künftig nur noch der Elite zugänglich sein wird und öffentliche Universitäten vernachlässigt werden.
Der konservative Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis wies diese Vorwürfe zurück und sagte: „Heute studieren mehr als 40.000 Griechen im Ausland und geben dort wertvolle Fremdwährungen aus.“ Diese jungen Menschen können künftig vor Ort Geld ausgeben. Dadurch wird auch das Phänomen des „Brain Drain“ verringert. Viele junge Griechen ziehen zum Studieren ins Ausland, weil die Ausbildung dort als hochwertig gilt. Allerdings bleiben junge Menschen nach Abschluss ihres Studiums häufig an der jeweiligen Hochschule und fehlen daher auf dem griechischen Arbeitsmarkt.
Kritik an staatlichen Bildungsplänen
Während der Parlamentsdebatte betonte Mitsotakis, dass die öffentlichen Universitäten nicht zurückbleiben werden. Mittelfristig wollen sie eine Milliarde Euro in die Universitäten investieren. Die Opposition bezweifelte dies: Sie warf der konservativen Regierung vor, eine Art „Supermarktbildung“ zu planen, bei der nur diejenigen berücksichtigt würden, die über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügten. Die ersten privaten Universitäten sollen nächstes Jahr eröffnet werden.