Stand: 21.02.2023 16:53 Uhr
Die Vier-Tage-Woche wird in vielen Ländern immer beliebter. In dem weltweit größten Experiment haben inzwischen 61 britische Unternehmen das Modell getestet. Die Folge: Mitarbeiter entspannen sich, werden motivierter und fehlen häufiger.
Jacques Fearon liebt vier Tage die Woche. Der junge Mann arbeitet für Target Composites im Norden Englands. Das Unternehmen repariert Fahrradrahmen aus Carbon. Früher hatte er nur ein zweitägiges Wochenende.
Christoph Brüssel
ARD-Studio London
Bedeutet: Samstags im und ums Haus arbeiten. „Meine Frau arbeitet samstags, und den Sonntag haben wir zusammen verbracht. Jetzt habe ich den Freitag für mich.“ Und er liebt es, Motorrad zu fahren – ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dass die Arbeit zu Hause bleibt.
An der Studie nahmen 61 Unternehmen teil
Firmengründerin Anna Winlock brachte die Idee der Vier-Tage-Woche ins Unternehmen. Und auch sie ist zufrieden: „Die Produktivität ist gestiegen. Wir haben mehr geschafft als vorher. Das hat zwei Gründe: Wir sind entspannter und motivierter.“
Das sind Erfahrungen, die viele Unternehmen in Großbritannien gemacht haben. In Großbritannien haben viele Unternehmen mit der Vier-Tage-Woche experimentiert. An dem weltweit größten Test nahmen 61 Unternehmen mit rund 2.900 Mitarbeitern teil.
Die Ergebnisse sind positiv. 56 Unternehmen haben angekündigt, die Vier-Tage-Woche beizubehalten.
Signifikante Reduzierung der Fehlzeiten
Will Strong begleitete das Experiment zusammen mit Wissenschaftlern der University of Cambridge und des Boston College. Er ist Direktor des Autonomy Research Center und kam zu dem Schluss, dass die meisten Unternehmen ihre Produktivität steigern oder zumindest halten konnten.
„Bei der Belegschaft konnten wir feststellen, dass die Fehltage deutlich zurückgegangen sind“, sagt Strong. Denken Sie an die Studie minus 65 Prozent. Viele Mitarbeiter begrüßen es, dass sie sich mehr um die Kinder kümmern können und das bedeutet auch weniger Betreuungskosten. Diese sind in Großbritannien sehr hoch.
Die Epidemie der Geisteskrankheiten
„Die Mitarbeiterzufriedenheit ist fantastisch“, fasst Strong die Ergebnisse des Experiments zusammen. Die Studie zeigt, dass deutlich weniger Menschen langfristig ausfallen, zum Beispiel wegen Übermüdung.
„In Großbritannien erleben wir, wie in vielen anderen Ländern, eine Epidemie von Geisteskrankheiten. Stress, Angstzustände, Depressionen, wir verlieren dadurch Millionen von Arbeitstagen“, sagt Strong.
Einfacher zu implementieren für Bürojobs
Generell ist es erfahrungsgemäß einfacher, vier Tage die Woche für die Büroarbeit umzusetzen. An dem Experiment nahmen aber auch produzierende Unternehmen teil, etwa ein Fish-and-Chip-Laden.
Die Ergebnisse der Studie sollen nun helfen, Vorurteile abzubauen und die Vier-Tage-Woche in der Politik voranzutreiben. Strong traf am Montag Politiker aller Parteien im Unterhaus, um über die Ergebnisse zu berichten.
Berühmtheit vier Tage die Woche in Großbritannien
Christophe Brüssel, ARD London, 21.02.2023 15:49 Uhr