Stattdessen kommt Aufsicht
Bericht: Boeing vermeidet Strafanzeigen
21. Juni 2024 um 23:35 Uhr
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Fünf Jahre nach dem Absturz zweier 737 MAX-Flugzeuge muss sich der kriselnde US-Flugzeugbauer Boeing möglicherweise keinem Strafverfahren stellen. Insider sagen, dass das US-Justizministerium stattdessen eine unabhängige Aufsicht vorschlägt. Und auch, weil das Unternehmen andernfalls möglicherweise Pleite gehen könnte.
Im Fall des Absturzes zweier 737-Max-Flugzeuge, bei dem 346 Menschen ums Leben kamen, will das US-Justizministerium dem Flugzeugbauer Boeing vorschlagen, die Strafverfolgung auszusetzen. Zu diesem Zweck sollte ein unabhängiges Aufsichtsgremium für die Gruppe ernannt werden, berichtete die New York Times unter Berufung auf Quellen, die den Diskussionen nahe stehen.
Demnach halten hochrangige Vertreter des Ministeriums den Prozess für „juristisch riskant“. Die Zeitung berichtete, dass Beamte des Ministeriums davon überzeugt seien, dass die Ernennung einer unabhängigen Regulierungsbehörde ein „schnellerer und effektiverer“ Weg sei, um sicherzustellen, dass Boeing die Produktions- und Qualitätskontrollprozesse verbessert.
Bei zwei Flugzeugabstürzen des Typs 737 MAX im Oktober 2018 in Indonesien und im März 2019 in Äthiopien kamen insgesamt 346 Menschen ums Leben. Das Justizministerium erklärte im vergangenen Mai, dass Boeing infolgedessen erneut strafrechtlich verfolgt werden könnte. Sie fügte hinzu, dass die Vereinbarung mit den amerikanischen Behörden seit Anfang 2021, die Ermittlungen einzustellen, nicht mehr gültig sei, weil Boeing seine Verpflichtungen verletzt habe. Das Unternehmen lehnte dies ab.
Wichtig für die nationale Sicherheit der USA
Das Justizministerium muss nun Stellung beziehen und hat sich verpflichtet, seine Entscheidung dem texanischen Bundesrichter, der den Fall übernimmt, bis spätestens 7. Juli mitzuteilen. Das Ministerium lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Strafverfahren führen häufig dazu, dass beklagte Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. Boeing ist ein wichtiges Unternehmen für die amerikanische Wirtschaft und die nationale Sicherheit.
Zuletzt sorgten mehrere technische Störungen an Boeing-Flugzeugen für Verunsicherung. Anfang des Jahres brach während des Fluges ein Teil der Kabinenwand einer Boeing 737 MAX 9 der Alaska Airlines ab. Das Flugzeug musste notlanden. Die FAA ordnete daraufhin im Januar ein vorübergehendes Flugverbot für 737 MAX-Flüge an.
Boeing-Chef Dave Calhoun versprach bei einer Anhörung vor einem US-Senatsausschuss am Dienstag, es besser zu machen. „Unsere Kultur ist alles andere als perfekt, aber wir bewegen uns und machen Fortschritte“, sagte er. Calhoun entschuldigte sich auch bei den Familien der Opfer der Unfälle 2018 und 2019.