Stand: 11.08.2021 17:02
Kreml-Kritiker Nawalny befindet sich bereits in einem Konzentrationslager. Doch die russische Justiz geht weiter gegen ihn vor. Nun droht ihm eine weitere Strafe für seinen Kampf gegen die Korruption.
Gegen den inhaftierten Kremlkritiker Alexei Nawalny in Russland wurde eine neue Anklage erhoben, die seine Haftstrafe deutlich verlängern könnte. Die für schwere Verbrechen zuständige Untersuchungskommission sagte, Nawalny sei vorgeworfen worden, eine illegale Organisation gegründet zu haben.
Nawalny drohen bei einer Verurteilung wegen der neuen Vorwürfe bis zu drei Jahre Haft. Konkret betrifft es Nawalnys Die inzwischen als „extremistisch“ bezeichnete und in Russland verbotene FBK Anti-Korruptionsstiftung. Nawalny wird nun vorgeworfen, mit der Organisation „die Rechte der Bürger verletzt“ zu haben, weil die Stiftung Russen zu „illegalen Handlungen“ aufgehetzt habe, insbesondere durch „Einladungen zur Teilnahme an nicht genehmigten Treffen“.
FBK-Videos: Die Mächtigen am Horizont
Nawalny hatte bereits im Mai berichtet, dass daraufhin Ermittlungen gegen ihn eingeleitet worden seien. FBK wurde vor zehn Jahren gegründet und hat seitdem mehrere Videos über die versteckten Vermögenswerte russischer Beamter veröffentlicht.
Auf diese Weise hat die Institution in den letzten Jahren immer wieder auf sich aufmerksam gemacht. So übertrugen sie Ministerpräsident Dmitri Medwedew Vermögenswerte, die zum Teil ein Geschenk eines der reichsten Oligarchen Russlands gewesen sein sollen. 32 Millionen Menschen haben sich auf YouTube ein Video über Medwedew angeschaut. Kürzlich sorgte die FBK mit einer Dokumentation über die angeblichen Luxusimmobilien von Präsident Wladimir Putin für Aufsehen.
Nawalny überlebte im vergangenen August einen Angriff in Russland mit einem Neurotoxin der Novichok-Gruppe, das er dem Kreml anlastete. Nach einer Behandlung an der Berliner Charité wurde er bei seiner Rückkehr im Januar in Russland festgenommen und später wegen angeblicher Verstöße gegen Bewährungsauflagen zu mehr als zweieinhalb Jahren Lagerhaft verurteilt.
Die russische Opposition wirft der Führung in Moskau vor, vor den Parlamentswahlen im September eine groß angelegte Einschüchterungskampagne gegen Regierungskritiker gestartet zu haben. Der Kreml bestreitet dies.