Transitgebühren für russisches Gas
Ungarn will den Beitritt Bulgariens zum Schengen-Raum verhindern
16. Dezember 2023 um 19:46 Uhr
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Bulgarien will dem europäischen Schengen-Raum ohne Grenzkontrollen beitreten. Doch nach den Niederlanden und Österreich hat nun auch Ungarn den Einsatz seines Vetos angekündigt. Kern des Streits sind Transitgebühren für russisches Erdgas, auf das Ungarn angewiesen ist.
Ungarn kündigte an, dass es ein Veto gegen den Beitritt Bulgariens zum Schengen-Raum einlegen werde, wenn es die Transitsteuer auf russisches Gas nicht abschafft. Das teilte das Außenministerium in Budapest mit. Während andere europäische Länder versuchen, russische Gasimporte so weit wie möglich zu vermeiden, hat Ungarn neue Lieferungen mit Gazprom vereinbart und bezieht derzeit jährlich 4,5 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland, hauptsächlich über Bulgarien und Serbien. Mitglieder des Schengener Abkommens verzichten untereinander auf Grenzkontrollen.
Um den Beitritt nicht zu gefährden, hat Bulgarien bereits angekündigt, zunächst auf die Erhebung der im Oktober verhängten Transitgebühren zu verzichten. Boyko Borisu, Vorsitzender der Mitte-Rechts-Partei GERB, sagte, sie stünden kurz vor dem Beitritt zum Schengen-Raum und wollten diese Zölle vermeiden, die dies behindern. Wir werden den entsprechenden EU-Mechanismus bezüglich der Transitgebühren abwarten.
Neben Ungarn verhindern seit 2022 auch die Niederlande und Österreich den Beitritt Bulgariens zum Schengen-Raum. Medienberichten zufolge ist Wien bereit, seine Position aufzuweichen.
Kritik an Bulgarien
Der russische Gaskonzern Gazprom muss Transitzahlungen leisten, die Gebühren könnten sich jedoch auf die Preise auswirken, die ungarische Verbraucher für russisches Gas zahlen müssen. Neben dem EU-Mitgliedstaat bezieht auch Serbien weiterhin Gas von Gazprom in Europa. Sie führt von Türkiye aus durch Bulgarien. Zu den Transitgebühren, die 10 Euro pro Megawattstunde betragen, hat Gazprom nach bulgarischen Angaben bisher weder gezahlt noch Stellung genommen.
Die bulgarische Regierung sagt, die Zölle würden dazu beitragen, die Kriegskasse Russlands zu leeren. Allerdings ist sie auch außerhalb von Budapest und Belgrad umstritten: Der russlandfreundliche bulgarische Präsident Rumen Radew hat das oberste Gericht des Landes gebeten, die Rechtmäßigkeit der Steuer zu prüfen. Kritiker in Brüssel werfen Bulgarien zudem ein Doppelspiel vor: Das Land habe sich erst Anfang des Jahres auf ein neues Lieferabkommen mit der Türkei geeinigt, um mehr russisches Gas durch seine Pipelines transportieren zu können.