Stand: 04.12.2022 20:08
Seit die Regierung den größten Teil Syriens zurückerobert hat, sind Demonstrationen in dem Bürgerkriegsland selten geworden. Allerdings kam es im Süden zu Protesten, bei denen mindestens zwei Menschen ums Leben kamen.
Bei Zusammenstößen bei Protesten in Syrien sind mindestens zwei Menschen getötet worden. Hunderte Menschen gingen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in der überwiegend von Drusen bewohnten Stadt As-Suwayda im Süden auf die Straße, um gegen die schlechten Lebensbedingungen zu protestieren.
Augenzeugen und die Beobachtungsstelle berichteten, wütende Demonstranten hätten Steine auf ein Regierungsgebäude geworfen. Einige von ihnen zündeten ein Auto der Sicherheitskräfte an. Sie feuerten Schüsse ab, um die Demonstranten zu zerstreuen. Einige Demonstranten stürmten das Regierungsgebäude und entfernten das Porträt von Präsident Baschar al-Assad von der Fassade.
Sicherheitskräfte eröffnen das Feuer
„Mindestens ein Demonstrant und ein Polizist wurden getötet“, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Der Demonstrant wurde von den Sicherheitskräften erschossen. Das Observatorium meldete außerdem sieben Verletzte. Das lokale Nachrichtenportal As-Suwayda 24 berichtete außerdem, dass zwei Menschen getötet und vier Personen mit Schusswunden ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
Das Innenministerium teilte mit, dass „eine Gruppe von Gesetzlosen“ versucht habe, das Polizeipräsidium zu stürmen und dabei einen Polizisten getötet habe. Einige der Demonstranten waren bewaffnet. Das syrische Staatsfernsehen berichtete, „Gesetzesverletzer“ hätten das Gebäude der Provinzregierung gestürmt und offizielle Dokumente und Akten in Brand gesteckt.
Tiefe Wirtschaftskrise in Syrien
Die Mehrheit der Bewohner der Region As-Suwayda südlich der Hauptstadt Damaskus sind Drusen, sie gehören den schiitischen Sekten an und sind eine religiöse Minderheit in dem arabischen Land. Vor dem Bürgerkrieg machten sie etwa drei Prozent der syrischen Bevölkerung aus. Die regionale Hauptstadt As-Suwayda steht unter der Kontrolle der Regierungstruppen. Die meisten Bewohner sind Assad-Anhänger.
Doch in den vergangenen zwei Jahren kam es in As-Suwayda aufgrund der schlechten Wirtschaftslage zu mehreren Protesten. Die syrische Wirtschaft ist infolge des jahrelangen Bürgerkriegs und westlicher Sanktionen weitgehend ins Stocken geraten. 90 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze und 12,4 Millionen Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen von Ernährungsunsicherheit betroffen.
Auch in Sweida und anderen Städten herrscht Strom- und Treibstoffknappheit. Die Regierung hatte in den vergangenen Tagen weitere Sparmaßnahmen angekündigt, darunter eine Stromrationierung.