Mit der Erklärung zur Zukunft Europas veröffentlicht Europe Rights ein gemeinsames Papier. Die AfD über Jörg Meuthen darf nicht mitmachen.
BRÜSSEL – Gegen mehr europäische Integration, für einen nationalistischeren Staat: Europäische Parteien aus dem rechten Spektrum haben in einer gemeinsamen Erklärung deutlich gemacht, wie sie die Zukunft der Europäischen Union sehen. „Die Stimme der Parteien, die mit der Freiheit der Nationen und den Traditionen der europäischen Völker verbunden sind“, sollte den Diskurs über die Zukunft des Kontinents nicht aus den Augen verlieren, heißt es in dem von prominenten Rechten befürworteten gemeinsamen Papier. Wie Marine Le Pen, Victor Urban, Matteo Salvini und Yaroslav Kaczynski.
Insgesamt 16 Parteien aus ganz Europa schlossen sich der Erklärung an. Dazu zählt beispielsweise die österreichische FPÖ, die nach dem Ibiza-Skandal um ihren ehemaligen Stürmer Heinz Christian Strache aus der Regierung von Kanzler Sebastian Kurz abgesetzt und bei den anschließenden Neuwahlen mit einem Verlust von rund zehn Prozentpunkten bestraft wurde. Neben Partys aus Estland, Dänemark, Finnland, Litauen, Rumänien und Griechenland sind Spaniens Vox Party, Frankreichs National Rally, Italiens Lega von Salvini, Polens PiS und Viktor Orbáns Fidesz mit an Bord. Andererseits fehlt Alternative für Deutschland im Kreis der Unterzeichner.
In ihrem gemeinsamen Strategiepapier vertreten die Rechtsparteien die These, dass die EU „mehr und mehr zum Instrument radikaler Kräfte werden wird, die eine kulturelle und religiöse Transformation und letztlich den staatenlosen Aufbau Europas vollziehen wollen“. Ihr Ziel ist eine „europäische Supermacht“. Statt „Masseneinwanderung“ wollen die Unterzeichner eine „familienfreundliche Politik“ als Antwort auf eine „schwere demografische Krise“.
Integration des Rechts Europas unter Viktor Urban unwahrscheinlich
Die Initiatoren selbst machten in Brüssel der kurzfristigen Befürchtung ein Ende, Europas Rechte könnten sich dadurch zu einer neuen Parteienfamilie oder Fraktion im EU-Parlament zusammenschließen, um ihre Kräfte zu bündeln. Ryszard Legutko, ein Vertreter der PiS, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformisten (ECR), erklärte sofort, es bestehe keine Absicht, eine neue Fraktion zu gründen.
Andere Parteien aus der EKR-Familie, darunter auch die kleine Partei um Ex-AfD-Chef Bernd Locke, erklärten in ihrer Stellungnahme, sie wolle „im etablierten politischen Spektrum“ bleiben. Dies soll auch zu einer klaren Abgrenzung der rechtspopulistischen Identitätsgruppe führen, zu der auch die AfD im Europaparlament gehört. In beiden Anzeigen fehlt übrigens die Signatur der gleichen Variante für Deutschland.
AfD gehört nicht zu den Unterzeichnern – Orban und Polen gegen Dixit
Dass deutsche Rechtspopulisten nicht zu den Unterzeichnern der Erklärung zählen, liegt daran, dass die AfD in ihrem Wahlprogramm zur Bundestagswahl zum „Schummeln“ aufruft. Das sagten zumindest AfD-Politiker, darunter der Abgeordnete Maximilian Krah, und der Föderalistische Parteichef Jörg Meuthen verschiedenen Medien. Vor allem Ungarn und Polen sollen Vorbehalte gegenüber der AfD haben. Dies mag auch daran liegen, dass Polen und Ungarn die größten Nettoempfänger von EU-Mitteln sind. Laut EU-Kommission erhielt Polen 2019 12 Milliarden Euro aus verschiedenen EU-Töpfen, während Ungarn als zweitgrößter Empfänger sich über 5,1 Milliarden Euro freuen konnte.
Obwohl die Fidesz-Partei um Viktor Orbán im Wahlkampf weder Kritik noch Europafeindlichkeit scheut, profitieren die beiden rechtsextremen Länder finanziell wie kaum ein anderer von der Europäischen Union. Verlässt man Deutschland als größten Nettozahler, hat Berlin allein 2019 14,3 Milliarden Euro nach Brüssel überwiesen, so dass aus dem Länderbund allen Empfängern von EU-Mitteln erhebliche Verluste entstehen. Dies könnte bei den Regierungen der beiden größten Nettoempfänger, Ungarn und Polen, zu erheblichen Haushaltskürzungen führen.
Umgekehrt ist die Begeisterung für den Parteitagsbeschluss der AfD gering – bei aller vereinten Skepsis gegenüber den Institutionen und Werten der EU. Jörg Meuthen bedauert dies, er wurde vom Spiegel mit dem Satz zitiert, dass „ethnische Libertäre und Hardliner“ zusammengekommen sind und in diesem Punkt gewonnen haben. Wie üblich in der andauernden Fehde zwischen den Flügeln der AfD sieht das die Gegenseite anders. Aus rechtsextremen Kreisen der Partei kommt der Vorwurf, dass die AfD-Abgeordneten, die sich vermutlich in Meuthen in Brüssel einmischen, nicht engagiert genug gewesen seien, um in den Unterzeichnerkreis aufgenommen zu werden.
Orbán, Le Pen, Salvini & Co. – Rechtspopulisten in Europa haben mehr Unterschiede als gemeinsame Ziele
Aber auch innerhalb des Kreises der Unterzeichner gibt es politische Differenzen, die auf den ersten Blick so offensichtlich erscheinen, dass die politische und realistische Integration der Parteien auf europäischer Ebene noch einige Zeit schwierig sein wird. Die Partei von Hardliner Matteo Salvini, einem ehemaligen italienischen Innenminister, der wegen Amtsmissbrauchs vor Gericht steht, soll unter Wladimir Putin Russland nahe stehen – ebenso wie die Gruppe um die Französin Marine Le Pen. Strenge Linie aus historischen Gründen Abgrenzung der Grenze zu Russland.
Während rechtspopulistische Parteien in Italien und Griechenland wollen, dass andere EU-Staaten Flüchtlinge aufnehmen, die von ihren Küsten kommen, haben Ungarn und Polen sich konsequent geweigert, Menschen afrikanischer Abstammung oder Muslime aufzunehmen. Und Arbeiter aus den osteuropäischen Ländern der Europäischen Union sind den Rechtspopulisten unter anderem in Frankreich und Italien ein Dorn im Auge.
Der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Forlander zieht für den Spiegel ein Fazit: Die Integration der Rechten in Europa ist immer wieder gescheitert und bleibt unwahrscheinlich, da zwischen ihnen mehr Spaltung als Einheit herrscht. Daran ändert auch die Tatsache, dass die österreichische FPÖ im Rahmen der Gemeinsamen Erklärung europäischer Rechtspopulisten von einer „großen europaweiten Koalition“ spricht, wenig.
Jörg Meuthen: Die AfD wird der rechten Fraktion im EU-Parlament beitreten
Das sieht auch Jörg Meuthen so. Zwar dürfte die AfD in Brüssel einer neuen rechtsradikalen Fraktion beitreten, so der AfD-Chef, aber „einige Akteure könnten kein Interesse daran haben“. Viktor Orban sieht das anders. Der ungarische Ministerpräsident, der sich als Initiator der gemeinsamen Erklärung ausgab, hatte bereits im März nach dem Streit zwischen seiner Partei Fidesz und der EVP-Familie angekündigt, „europäische demokratische Rechte“ festigen zu wollen. Diese muss gemeinsam für nationale Souveränität, traditionelle Werte und gegen Einwanderung einstehen.
Teil | Rache | Sitze im Europäischen Parlament |
EVP (inkl. CDU/CSU) | Konservativ, Christdemokrat | 177 |
S&D (Enkel. SPD) | Sozialdemokratie | 146 |
Erneuerung (inkl. FDP) | liberal, zentristisch | 98 |
Grün / EFA | grün und regional | 73 |
Kennung (einschließlich AfD) | Rechtspopulist, rechtsextrem | 71 |
EKR (einschließlich LKR) | EU-Skeptiker, konservativ | 63 |
links (einschließlich links) | kommunistischer Sozialist | 39 |
Nicht angebracht (einschließlich der Spitze) | 38 |
Die Neue Zürcher Zeitung berichtete über Urbans Dinner mit Matteo Salvini, dem polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki und EKR-Chef in Brüssel. Orbán soll von seinem eigenen Anspruch gesprochen haben, eine Koalition von Rechtspopulisten in Europa zu führen. Aber es gibt immer noch individuelle Interessen vor einer solchen Allianz. Würden sowohl die EU-skeptische EKR als auch die rechtspopulistische Identität ins Europäische Parlament einziehen, hätten sie 134 Sitze und wären aus heiterem Himmel die drittgrößte Fraktion. Das haben sie bislang unterlassen, weshalb sie sich nicht nur hinter die konservative EVP (177 Sitze) und die Sozialdemokraten (146) stellen müssen, sondern auch hinter die Liberalen und Zentristen (98) und die Grünen (73). ). ). (Mirko Schmid)