Es sieht so aus, als ob die geplante Euro-7-Abgasnorm kurz vor der Umsetzung steht. Der EU-Ministerrat und das Europäische Parlament müssen noch über das Kleingedruckte verhandeln und sich mit der EU-Kommission auf eine gemeinsame Linie einigen, doch viele EU-Länder und Autohersteller wollen weitere Absenkungen der Schwellenwerte verhindern. Es ist teilweise unrealistisch und führt zu Wettbewerbsnachteilen.
Die vorgeschlagene Euro-7-Verordnung soll bis 2025 umgesetzt werden und die bisher getrennten Emissionsvorschriften für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge (Euro 6) sowie Lkw und Busse (Euro VI) ersetzen. Harmonisierung der Emissionsgrenzwerte für alle Kraftfahrzeuge. Die neuen Vorschriften sind kraftstoff- und technologieneutral und legen die gleichen Grenzwerte fest, unabhängig davon, ob ein Fahrzeug Benzin, Diesel, Elektroantrieb oder alternative Kraftstoffe nutzt. Es werden nicht nur neue Schadstoffe und deren Grenzwerte neu gemessen, sondern auch die Emissionen von Bremsen, Reifen und der Haltbarkeit von Elektro- und Verbrennerfahrzeugen.
Doch vielen EU-Ländern und ihren Autoherstellern gefällt der Vorschlag der neuen Euro-7-Norm nicht. In einem gemeinsamen Positionspapier machen Italien, Frankreich und sechs weitere EU-Länder nun klar, dass sie „Ein völlig neuer Abgasstandard für Autos und TransporterEr lehnt ab. Laut Auto Bild will Polen juristisch gegen die neuen Abgasvorschriften vorgehen. So soll die polnische Klima- und Umweltministerin Anna Moskowa in einem Radiointerview gesagt haben, dass das Verbot für Autos mit Verbrennungsmotor im Jahr 2035 gelöst werden soll ungünstig für alle Volkswirtschaften Europas.
Höhere Kosten, höhere Autopreise
Tatsächlich bedeutet Euro 7 für die Automobilkonzerne eine zusätzliche finanzielle Belastung in Milliardenhöhe. Eine Studie von Frontier Economics schätzte die Mehrkosten pro Fahrzeug auf rund 2.000 Euro für Pkw und Lkw mit Verbrennungsmotor und rund 12.000 Euro für Lkw und Busse mit Dieselmotor. Diese Zahlen liegen vier- bis zehnmal höher als die Schätzung der Europäischen Kommission in der 7-Euro-Folgenabschätzung (180 bis 450 Euro für Pkw und Lkw sowie 2.800 Euro für Lkw und Busse).
Nach Angaben der European Automobile Manufacturers Association (ACEA) umfassen diese Schätzungen nur direkte Herstellungskosten, hauptsächlich für Ausrüstung und Investitionen. Es ist wichtig zu beachten, dass diese zusätzlichen Kosten nicht den Kaufpreisen entsprechen, sondern möglicherweise zu höheren Preisen für Endverbraucher führen können. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Preissteigerungen höher ausfallen werden als die in der Studie genannten Zahlen.
Tatsächlich verfügt die Europäische Union mit den aktuellen Euro 6/VI-Vorschriften über die weltweit umfassendsten und strengsten Standards für den Ausstoß von Schadstoffen (wie NOx und Feinstaub). Dank moderner Automobiltechnik liegen diese Abgasemissionen bereits heute auf einem Niveau, das nur schwer messbar ist.
„Die europäische Automobilindustrie hat sich verpflichtet, die Emissionen im Interesse des Klimas, der Umwelt und der Gesundheit weiter zu reduzieren. Der Vorschlag von Euro 7 ist hierfür jedoch nicht der richtige Weg, da er nur sehr geringe Auswirkungen auf die Umwelt und sehr hohe Kosten hätte. ”sagt Sigrid de Vries, Generaldirektorin des Europäischen Automobilherstellerverbandes. Und auch: „Der Übergang zur Elektrifizierung wird größere Vorteile für Umwelt und Gesundheit bringen und gleichzeitig veraltete Fahrzeuge auf den Straßen der EU durch hocheffiziente Euro 6/VI-Modelle ersetzen.“
Auch Euro 7 kann den Kraftstoffverbrauch erhöhen
Neben den direkten Kosten wird der Euro-7-Vorschlag auch indirekte Kosten wie einen höheren Kraftstoffverbrauch mit sich bringen. Über die gesamte Nutzungsdauer des Fahrzeugs können die Kraftstoffkosten um 3,5 Prozent steigen, das entspricht zusätzlich 20.000 Euro für Fernverkehrs-Lkw und 650 Euro für Pkw und Transporter. Diese indirekten Kosten – die in der Folgenabschätzung des Ausschusses nicht berücksichtigt wurden – kommen zu den direkten Kosten hinzu. ACEA sagt, dass sie die Gesamtkosten für den Besitz eines Autos erhöhen und in Zeiten hoher Inflation und steigender Energiepreise zusätzlichen finanziellen Druck auf Verbraucher und Unternehmen ausüben werden.
Auch die Aussagen der Hersteller zeigen, dass der Widerstand gegen Euro 7 wächst und für Unmut in der Autoindustrie sorgt. Kürzlich äußerte sich Matt Harrison, COO von Toyota Europe, auf der Automotive News Europe-Konferenz kritisch zur Euro-7-Abgasregulierung. „Es macht keinen Sinn, den Herstellern zusätzliche Kosten für die Einhaltung von Euro 7 aufzuerlegen, wenn sie bereits viel investieren, um den Plan der EU zu erfüllen, erst bis 2035 neue emissionsfreie Autos zu produzieren. Ich glaube nicht, dass das irgendjemandem helfen wird.“ Laut Automotive News Europe geht er nicht davon aus, dass der neue Standard gänzlich abgeschafft wird, sondern dass „etwas realistischer„Versagen.
Die bestehende EU-Gesetzgebung verlangt von Automobilherstellern, die durchschnittlichen Kohlendioxidemissionen ihrer Flotten bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zum Niveau von 2021 zu reduzieren. Harrison schätzt, dass der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge am Toyota-Verkauf in Europa von Null im Jahr 2022 auf 15 Prozent im Jahr steigen wird 2025 und 55 Prozent im Jahr 2030. Dies ist ein Beispiel für mehrere Hersteller, die so gut wie bereit sind, ab 2035 100-prozentige Elektroautos zu verkaufen.
Quellen: Automotive News Europe – Toyota pocht bei Euro 7 auf Pragmatismus / Autofoto – Neue Beständigkeit gegen die strengen Abgasnormen Euro 7 / Handelsblatt – Die strengeren Emissionsvorschriften der EU drohen zu scheitern / ACEA – Euro 7: Direkte Kosten vier- bis zehnmal höher als die Schätzungen der Europäischen Kommission, zeigt eine neue Studie / Adak – Abgasnorm Euro 7: Geplante Reform im ADAC Check