In 20 Booten an einem Tag
Fast 1.000 Einwanderer überqueren den Ärmelkanal
4.9.2022 21:36 Uhr
Seit Anfang des Jahres sind mehr als 26.000 Einwanderer in kleinen Booten auf einer lebensgefährlichen Reise über den Ärmelkanal nach Großbritannien gekommen. Fast tausend wurden jetzt an einem einzigen Tag entdeckt. Alle Versuche, die Migrationsbewegung einzudämmen, sind bisher gescheitert.
In nur 24 Stunden überquerten fast 1.000 Einwanderer in kleinen Booten den Ärmelkanal nach Großbritannien. Wie das Verteidigungsministerium in London mitteilte, wurden am Samstag bei der gefährlichen Überfahrt 960 Menschen auf 20 Booten entdeckt. Demnach ist die Gesamtzahl der Migranten, die den Kanal bereits überquert haben, seit Jahresbeginn auf über 26.000 gestiegen. Das bisherige Jahreshoch aus dem Jahr 2021 liegt bei 28.500.
Am Freitag kamen 221 Menschen über den Ärmelkanal in Großbritannien an. Die Zahl der Migranten, die die Meerenge in Richtung Großbritannien überqueren, hat seit 2018 dramatisch zugenommen. Damals begannen die Behörden, den französischen Hafen von Calais und den Kanaltunnel zwischen Frankreich und Großbritannien strenger zu kontrollieren. In jüngerer Zeit hat vor allem die Zahl der Einwanderer aus Albanien zugenommen.
Der Bericht des britischen Parlaments kam zu dem Schluss, dass bis Ende des Jahres bis zu 60.000 Menschen den Kanal überqueren könnten. Die britische konservative Regierung hat bisher erfolglos versucht, die Zahl der Überfahrten zu reduzieren. Unter anderem zahlt London der französischen Regierung Millionen, um die Küstenüberwachung zu verstärken.
Auch London verschärfte seine Einwanderungspolitik. Unter anderem hat die Regierung mit Ruanda ein Abkommen geschlossen, das es erlaubt, in Großbritannien angekommene Migranten nach ihrer Ankunft in das ostafrikanische Land abzuschieben. Doch bisher wurde kein einziger Migrant nach Ruanda geschickt: Ein für Juni geplanter Flug wurde nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte kurzfristig gestrichen. Die Kandidaten für die Nachfolge von Premierminister Boris Johnson, Rishi Sunak und Liz Truss haben versprochen, trotzdem an den Plänen festzuhalten.