Dutzende mit Hilfsgütern beladene Lastwagen sind im Gazastreifen angekommen. Nach Ansicht der Vereinten Nationen reicht dies nicht aus, um den Bedarf der Menschen zu decken. Die israelische Armee sagte, sie setze ihren Vormarsch in der Region fort.
Einem israelischen Medienbericht zufolge sei ein mit Hilfsgütern beladener Lastwagenkonvoi im geschlossenen Gazastreifen eingetroffen. Die israelische Nachrichtenseite Ynet berichtete unter Berufung auf Beamte am ägyptischen Grenzübergang Rafah, dass am Sonntagabend 23 mit humanitärer Hilfe beladene Lastwagen die Grenze in den Gazastreifen überquert hätten. Gestern trafen 33 Lastwagen in der Gegend ein.
Das Büro der Vereinten Nationen für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) sagte, dies sei „die größte Lieferung humanitärer Hilfe seit dem 21. Oktober“. Es besteht jedoch ein „viel größerer“ Bedarf an Hilfe, um den Bedarf von mehr als 2,2 Millionen Einwohnern des Gazastreifens zu decken. Insbesondere bestehe ein Bedarf an medizinischer Ausrüstung, Wasser, sanitären Einrichtungen und Treibstoff, fügte sie hinzu. Israel hat alle Treibstofflieferungen mit der Begründung blockiert, dass die Terrororganisation Hamas damit Waffen und Sprengstoffe produziert.
Israel will mehr Lieferung von Hilfsgütern Erlauben
Nach Angaben des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) stürmten Tausende Menschen Lager- und Verteilungsstellen für Hilfsgüter. Sie nahmen Mehl und andere Dinge wie Hygieneartikel mit.
Israel sagt, es wolle die Lieferung humanitärer Hilfe in den Gazastreifen erleichtern. Ein US-Regierungsbeamter sagte am Sonntag, dass Israel bereit sei, täglich 100 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen zuzulassen.
Zum ersten Mal seit Ausbruch des Krieges zwischen Hamas und Israel traf ein Hilfskonvoi des Roten Kreuzes im überfüllten Nasser-Krankenhaus in Khan Yunis im südlichen Gazastreifen ein. Die Lastwagen transportierten lebenswichtige medizinische Versorgung in Notaufnahmen und Operationssäle.
Menschen suchen Schutz in überfüllten Krankenhäusern
Ärzte im Krankenhaus sagten, dass die Einrichtung nicht nur viele Verletzte beherbergt, sondern auch als Notunterkunft für etwa 20.000 Zivilisten dient. Überfüllte Krankenhäuser in Gaza werden für Schutzsuchende zunehmend zur Gefahr. Zehntausende Zivilisten suchten außerdem Zuflucht im Al-Shifa-Krankenhaus, der größten Klinik im Gazastreifen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Associated Press berichteten Anwohner, dass israelische Luftangriffe den Komplex getroffen hätten. Israel wirft der Hamas vor, unter dem Krankenhaus eine geheime Kommandozentrale zu unterhalten, hat dafür jedoch keine Beweise vorgelegt. Hamas bestreitet diese Vorwürfe. Diese Informationen können nicht unabhängig überprüft werden. Nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds wurden bei israelischen Razzien auch Teile des Al-Quds-Krankenhauses in Gaza-Stadt beschädigt. Nach Angaben der Hilfsorganisation hatte die Klinik zuvor zwei Anrufe der israelischen Armee erhalten, in denen die Evakuierung der Einrichtung gefordert wurde.
Die vom Palästinensischen Roten Halbmond betriebene Krankenhausverwaltung erklärte, die Evakuierung sei nicht möglich. Unter den Hunderten Patienten befinden sich auch beatmete Kinder und Verletzte auf der Intensivstation. In einer Erklärung heißt es, dass viele der 14.000 im Krankenhaus untergebrachten Menschen vertrieben wurden.
Die israelische Armee setzt ihren Einmarsch in den Gazastreifen fort
Die israelischen Streitkräfte gaben bekannt, dass sie bei ihrem Einmarsch in den Gazastreifen Dutzende Terroristen getötet hätten. Die israelische Armee teilte heute Morgen über die Telegram-Anwendung mit, dass sich der Feind in Gebäuden und Tunneln verschanzt und versucht habe, die israelischen Soldaten anzugreifen. Ein von Bodentruppen angeführtes Kampfflugzeug bombardierte ein Gebäude der islamischen Hamas-Bewegung, in dem sich mehr als 20 Terroristen aufhielten.
Der amerikanische Fernsehsender CNN berichtete anhand der von ihm veröffentlichten Luftbilder, dass die israelische Armee mittlerweile etwa drei Kilometer in den geschlossenen Gazastreifen vorgedrungen sei. Die extremistische palästinensische Islambewegung Hamas berichtete von „gewalttätigen Gefechten“ mit der israelischen Armee im nordwestlichen Gazastreifen.
Konfliktparteien als Quelle
In der aktuellen Situation ist es einer unabhängigen Stelle nicht möglich, die von den Parteien des palästinensischen und israelischen Konflikts gemachten Angaben zum Kriegsverlauf, zu den Bombardierungen und zu den Opferzahlen direkt zu überprüfen.
Bombardierung aus dem Libanon
Die Hamas hat am Sonntag Israel vom Südlibanon aus angegriffen. Die Al-Qassam-Brigaden, der militärische Flügel der Hamas, sagten, dass 16 Raketen auf die Küstenstadt Nahariya abgefeuert worden seien. Auch die pro-iranische schiitische Hisbollah-Miliz und der bewaffnete Flügel der extremistischen Islamorganisation Jama’a al-Islamiyya gaben bekannt, Ziele in Israel angegriffen zu haben. Die israelische Armee bestätigte, dass die Bombenangriffe aus dem Libanon auf grenznahe Gebiete abzielten.
Die israelischen Streitkräfte reagierten mit Feuer. Die libanesische Nationale Nachrichtenagentur berichtete über mehrere Angriffe der israelischen Luftwaffe auf Städte im Südlibanon.