Stand: 15.04.2023 21:59 Uhr
Allein in Tel Aviv gingen Medienberichten zufolge mehr als 100.000 Menschen gegen die von der Regierung zunächst gestoppte Justizreform auf die Straße. Die Opposition bezweifelt die Möglichkeit eines Kompromisses.
Obwohl die Justizreform vorerst auf Eis gelegt wurde, demonstrierten erneut Zehntausende in Israel gegen die Pläne der Regierung. Medienberichten zufolge nahmen rund 115.000 Menschen an der Hauptkundgebung in Tel Aviv teil, die dort am 15. Samstag in Folge stattfand. Auch an etwa 150 weiteren Orten im Land, wie Haifa und Jerusalem, gingen Zehntausende auf die Straße.
Demonstranten schwenkten israelische Flaggen und hängten Transparente auf, die die Nationalgarde kritisierten, die unter der Führung des rechtsextremen Polizeiministers Itamar Ben Gvir aufgestellt wurde und angeblich mit Polizei und Armee zusammenarbeitet. Kritiker warnen davor, dass Ben Juffair die Kräfte gezielt gegen regierungsfeindliche Demonstranten einsetzen könnte. Nach Angaben des Polizeiministers wollte er sich an einem Gegenprotest beteiligen.
„Raum für Dialog“
Nach Protesten und einem Generalstreik hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die umstrittene Justizreform Ende März um einige Wochen verschoben, um „Raum für den Dialog zu schaffen“. Die Opposition ist jedoch skeptisch, dass die Regierung Kompromisse eingehen will.
Mit einer Justizreform will Netanjahus Koalition den Einfluss des Obersten Gerichtshofs verringern und die Position der Regierungsmacht ausbauen. Dem Gericht wird übermäßige Einmischung in politische Entscheidungen vorgeworfen. Künftig soll das Parlament Entscheidungen des Supreme Court mit einfacher Mehrheit aufheben können.
Kritiker der geplanten Änderungen sehen Israels Gewaltenteilung gefährdet und warnen vor einer Staatskrise, wenn die Reform so umgesetzt wird.
Die Massenproteste in Israel gegen die Justizreform gingen unvermindert weiter
Clemens Ferenkot, ARD Wien, 15.4.2023 23:19 Uhr