Stand: 22.12.2020 21:22 Uhr
Am Dienstag kündigten die Taliban an, dass afghanische Frauen von der Hochschulbildung ausgeschlossen werden. Einen Grund nannten sie zunächst nicht. Jetzt hat sich Bildungsminister Nadim zu Wort gemeldet – und damit auf Kritik aus anderen muslimischen Ländern reagiert.
Die afghanische Taliban-Regierung hat Verbot der Hochschulbildung für Frauen Berechtigte internationale Kritik sollte vermieden werden. Bildungsministerin Nida Mohamed Nadeem sagte, das Verbot, das diese Woche erlassen wurde, sei notwendig, um eine Vermischung der Geschlechter an den Universitäten des Landes zu verhindern. Er sah auch, dass einige Lehrinhalte gegen die Prinzipien des islamischen Rechts verstießen.
In einem Interview im afghanischen Fernsehen wies Nadeem Kritik an dem Verbot aus der Gruppe der sieben wichtigsten Industrieländer sowie aus islamischen Ländern wie Saudi-Arabien, Katar und der Türkei zurück. Ausländer müssen aufhören, sich in die inneren Angelegenheiten Afghanistans einzumischen. Das Verbot gilt bis auf Weiteres, kann aber zu einem späteren Zeitpunkt revidiert werden.
Kritik verbieten
Zuvor hatten die Außenminister der Gruppe der Sieben die Taliban aufgefordert, das Embargo aufzuheben. Der Ansatz der Taliban, Frauen aus dem öffentlichen Leben zu verbannen, werde Auswirkungen darauf haben, „wie unser Land mit den Taliban umgeht“. Zu den G7 gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada und die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Europäische Union hat Beobachterstatus.
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavasoglu sagte, das Verbot von Universitäten für Frauen sei weder „islamisch noch menschlich“. Das saudische Außenministerium drückte seine „Überraschung und sein Bedauern“ aus, und Katar verurteilte das Vorgehen der Taliban.
Frauenprotest in Kabul
In Kabul demonstrierte eine kleine Gruppe afghanischer Frauen gegen ein Studienverbot. Der Agence France-Presse zur Verfügung gestelltes Filmmaterial zeigt etwa zwei Dutzend verschleierte Frauen, die durch ein Viertel der afghanischen Hauptstadt gehen und „Rechte für alle oder keine“ rufen. Laut einem der Demonstranten wurden „einige der Mädchen“ festgenommen, aber zwei von ihm wurden später wieder freigelassen.
Nach der Machtübernahme betonten die Taliban, dass Frauen und Mädchen Zugang zu Bildung haben sollten. Sie haben sich nicht daran gehalten: Mädchen dürfen nur noch bis zur sechsten Klasse zur Schule gehen. Viele Jobs sind für Frauen tabu, ebenso Parks und Fitnessstudios. Außerdem muss sich eine Frau von Kopf bis Fuß verschleiern.