Stand: 08.04.2023 14:39 Uhr
Trotz russischer Angriffe auf die Energieinfrastruktur kann die Ukraine wieder Strom in den Westen exportieren. Der Erlös wird verwendet, um beschädigte Einrichtungen zu reparieren.
Nach monatelangen russischen Raketenstarts plant die Ukraine, den Stromexport in den Westen wieder aufzunehmen. „Das Stromnetz der Ukraine arbeitet seit fast zwei Monaten ohne Verbrauchseinschränkungen und mit einer Energiereserve“, sagte der ukrainische Energieminister Herman Halushenko in einer Erklärung. Dadurch würden zusätzliche finanzielle Mittel generiert, um die zerstörte und beschädigte Energieinfrastruktur wieder aufzubauen.
Mit dem europäischen Energieversorgungsnetz, an das die Ukraine kurz nach Kriegsbeginn angeschlossen wurde, wurde der Export von maximal 400 Megawatt vereinbart. Halushenko sagte, das tatsächliche Exportvolumen werde von den Bedürfnissen der ukrainischen Verbraucher abhängen. „Die Versorgung der Verbraucher mit elektrischer Energie hat zweifellos Priorität.“
Trotz einer russischen Invasion vor mehr als 13 Monaten exportierte die Ukraine von Juni bis zum Beginn gezielter russischer Angriffe auf die ukrainische Energieversorgung im Oktober Strom in das benachbarte ex-sowjetische Moldawien und in die Europäische Union. Im Jahr 2022 ist die Stromerzeugung in der Ukraine aufgrund der russischen Invasion um mehr als 27 Prozent zurückgegangen. Unter anderem wurde im September Europas größtes Atomkraftwerk in der Nähe von Saporischschja, das seit März unter russischer Kontrolle stand, komplett abgeschaltet.
Okerrgo warnt vor weiteren Angriffen
Der Energiekonzern Ukrenergo warnte jedoch davor, dass die Ukraine nicht mit einem Ende der russischen Angriffe rechnen könne. Russland hat während des Krieges bisher mehr als 1.200 Raketen und Drohnen auf seine Kraftwerke abgefeuert. Das Unternehmen bezeichnete den Angriff als den größten Versuch, das Energiesystem in einem europäischen Land zu zerstören.
Nach Angaben britischer Geheimdienste hat die ukrainische Energieinfrastruktur russischen Angriffen weitgehend standgehalten. Ein Versuch, die Energieversorgung des Landes über den Winter drastisch zu verschlechtern, dürfte laut einem Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums gescheitert sein. Die Intensität der Attacken hat seit Anfang März abgenommen, seitdem gab es nur noch kleinere Attacken.
Gezielte Angriffe auf die Energieinfrastruktur
Zuvor hatte Moskau im Winter gezielt versucht, die kritische Infrastruktur der Ukraine durch Langstreckenraketenangriffe zu zerstören, und manche Menschen mussten lange Zeit ohne Strom und Wärme aushalten.
Die Beschaffung von Ersatz- und Reparaturinfrastruktur stellt die verantwortlichen Unternehmen laut dem britischen Bericht vor eine große logistische Herausforderung – ein Hochspannungstransformator beispielsweise wiegt mindestens 100 Tonnen.
Seit Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine veröffentlicht das britische Verteidigungsministerium täglich aktuelle Informationen zum Kriegsverlauf. Unter Berufung auf Geheimdienstinformationen will die britische Regierung dem russischen Kalkül entgegenwirken und die Verbündeten bei der Stange halten. Moskau wirft London vor, eine Desinformationskampagne zu führen.