„Symbolische“ Konsequenzen – die Europäische Union verlegt das Ministertreffen von Budapest nach Brüssel
In Brüssel herrscht noch immer große Wut über Viktor Orbans „Friedensmission“: EU-Außenbeauftragter Josep Borrell will Budapest das nächste Treffen der Außen- und Verteidigungsminister verweigern. Doch der Schuss könnte nach hinten losgehen.
DRDie EU-Kommission zieht weitere Schlussfolgerungen aus dem Alleingang des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán: EU-Außenbeauftragter Josep Borrell sagte am Montag, dass die nächsten Treffen der Außen- und Verteidigungsminister in Brüssel stattfinden würden – und nicht in der ungarischen Hauptstadt Budapest.
Borrell sagte nach einem Ministertreffen in Brüssel, er habe diese Entscheidung getroffen, nachdem die Mehrheit der Minister über Ungarn gesprochen habe, und wolle Ungarn „symbolische“ Konsequenzen auferlegen. Laut Borrell verurteilten 25 Außenminister Orbáns Verhalten. Unterstützung erhielten die Ungarn nur von der Slowakei.
Doch auch Borrell erntete scharfe Kritik für seinen unkoordinierten Vorstoß, das Budapester Treffen abzusagen. Außenminister José Manuel Albarez sagte: „Spanien unterstützt keinen Boykott in der Europäischen Union.“ Der luxemburgische Außenminister Xavier Bettel bezeichnete die Boykottidee als „Unsinn“. Bettel bestätigte, dass er lieber nach Budapest fahren und vor den Ungarn seine Meinung äußern würde. Auch Deutschland, Frankreich und die Niederlande äußerten ihren Widerstand gegen Borrells Vorschlag.
In Brüssel kann nicht ausgeschlossen werden, dass Borrells Boykottkampagne letztendlich nach hinten losgehen wird: Es hieß, mehrere Minister könnten nun aus Protest das Brüsseler Treffen vom 28. bis 30. August verlassen.
Ungarn hat ab Anfang Juli für einen Zeitraum von sechs Monaten die rotierende Präsidentschaft des Rates der Europäischen Union inne. Unmittelbar nach Beginn dieses Besuchs besuchte Orban überraschend die Ukraine, Russland und China im Rahmen einer „Friedensmission“, wie er selbst erklärte. Er traf sich auch mit dem US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Seine Treffen lösten bei den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union Kritik aus.
Die Europäische Kommission hatte bereits vor einer Woche erste Schlussfolgerungen gezogen. Zu den informellen Treffen der ungarischen Ratspräsidentschaft würden keine Kommissare, sondern nur hochrangige Beamte entsandt, hatte ein Ratssprecher erklärt. Die Entscheidung wurde von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen getroffen. Auch der übliche Antrittsbesuch der Kommission bei der neuen Ratspräsidentschaft wird nicht stattfinden.