Pentagon-Lecks enthüllen immer wieder neue Geschichten. Einem neuen Bericht zufolge könnten die USA auch das Bundesverteidigungsministerium ausspioniert haben.
Vor knapp zehn Jahren hat sich die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Spionagefall des amerikanischen Geheimdienstes geäußert. „Das Abhören zwischen Freunden ist nicht möglich“, sagte sie damals. 2013 wurde bekannt, dass die US-Geheimdienste unter anderem das Handy des Beraters abhörten.
Trotz des Skandals vor zehn Jahren ist die amerikanische Spionage vielleicht noch nicht zu Ende. Das ging aus einem Dokument des Pentagon-Leaks hervor, über das die „Zeit“ und das ARD-Magazin „Contrast“ berichteten. Dem Bericht zufolge muss es sich um das Verteidigungsministerium von Boris Pistorius (SPD) handeln.
Das Dokument soll per Funkaufklärung abgefangen worden sein
„Bundesverteidigungsministerium lehnt verstärkte Zusammenarbeit mit Volksrepublik China ab, bis China transparenter wird“, lautet der übersetzte Titel eines ARD und „Zeit“ vorliegenden Dokuments, das kurz nach seinem Erscheinen im Internet gelöscht wurde. Obwohl die Redaktion die Echtheit des Dokuments nicht endgültig beurteilen konnte, stimmt das Erscheinungsbild des Papiers mit den übrigen durchgesickerten Dokumenten überein und wirkt im Allgemeinen authentisch.
Der Sprengstoff in dem durchgesickerten Dokument ist weniger Inhalt als seine Quelle. Demnach gelangte das als „streng geheim“ eingestufte Dokument über die Quelle „SI“ in die Hände der Amerikaner. „SI“ steht dabei für „Signal Intelligence“, also Kommunikationsaufklärung. Das Dokument könnte durch eine abgefangene E-Mail oder einen Hack in die IT-Systeme des Verteidigungsministeriums in US-Hände gelangt sein, berichtet Contrast.
Bisher keine Reaktion der Bundesregierung
Das geleakte Dokument soll laut Medienbericht auch der Bundesregierung zur Verfügung gestellt werden. Eine offizielle Reaktion gab es jedoch noch nicht. Angesichts des Ukraine-Krieges will man die USA nicht verärgern, Deutschland setzt auf Informationen der amerikanischen Geheimdienste. Auch Grünen-Politiker Konstantin von Notz erklärt: „Man muss erst mit den Amerikanern reden und erklären, wie es zu der Spionage kommen konnte“, sagte von Notz der ARD.
Auch der Politologe Gustav Grisel vom European Council on Foreign Relations (ECFR) weist die US-Spionage zurück, fragt aber gleichzeitig nach der Sinnhaftigkeit: „Amerikaner stufen hier Informationen als ‚streng geheim‘ ein, die man hätte erlangen können, wenn das Wissenschafts-Establishment darüber verfügt hätte Und Politik kontaktiert oder wenn man das Verteidigungsministerium ganz höflich fragt“, erklärt er gegenüber „Zeit“ und ARD.