Im Jahr 2021 hat die Schweiz die Verhandlungen über ein Kooperationsabkommen mit der Europäischen Union ausgesetzt. Nun will das Land einen neuen Vorstoß starten. Die Schweiz will unter anderem einen ungehinderten Zugang zum EU-Binnenmarkt.
Ab dem kommenden Frühjahr wollen die EU und die Schweiz ein Rahmenabkommen aushandeln, um ihre Beziehungen erneut zu regeln. Nachdem die Schweizer Regierung jahrelange Verhandlungen mit der Europäischen Union aufgrund von Meinungsverschiedenheiten im Jahr 2021 einseitig beendet hatte, hat sie nun einen Entwurf für neue Gespräche vorgelegt.
In der Erklärung heißt es, dass Vertreter der Schweizer Regierung und der Europäischen Kommission davon überzeugt seien, dass „formelle Verhandlungen über ein umfassendes Paket sofort beginnen sollten, damit die Verhandlungen im Jahr 2024 abgeschlossen werden können“.
Die Schweiz will Barrierefrei Zugang zum EU-Binnenmarkt
Der Schweizer Wohlstand stehe aufgrund verschiedener Krisen zunehmend unter Druck, daher sei es wichtig, „gute Beziehungen zu unseren Nachbarn zu pflegen“, sagte Aussenminister Ignazio Cassis. Cassis sagte, dass wir nach insgesamt 70 Sondierungsgesprächen mit EU-Vertretern nun eine solide Verhandlungsbasis hätten.
Die Schweiz ist besorgt über den ungehinderten Zugang zum Binnenmarkt der Europäischen Union – dem größten Exportmarkt des Landes. Im vergangenen Jahr belief sich das Handelsvolumen zwischen beiden Seiten auf rund 333 Milliarden Euro. Die Schweiz ist kein Mitglied der Europäischen Union, nimmt aber weitgehend am EU-Binnenmarkt teil.
Von Strom und Gesundheit bis hin zum Lohnschutz
Unter anderem sollen neue Abkommen in den Bereichen Strom und Lebensmittelsicherheit verabschiedet werden. Auch in den Bereichen Gesundheit und Bildung besteht der Wunsch nach Fortschritten. Unter anderem soll sich die Schweiz erneut am Forschungsprogramm Horizon Europe beteiligen.
Die Schweiz hat Ausnahmen für umstrittene Themen im Zusammenhang mit der Personenfreizügigkeit und dem Lohnschutz eingeführt. So soll es beispielsweise nur für erwerbstätige EU-Bürger ein Daueraufenthaltsrecht in der Schweiz geben. In Bern hieß es, der konkrete Beginn der Verhandlungen sei „unverzüglich“ geplant. Allerdings müssen nun noch Parlament und Kantone dem Projekt zustimmen.
Der Wirtschaftsverband EconomySuisse begrüsste den Neuanfang und bezeichnete ihn als „Chance für die Schweiz“. Scharfe Kritik kam erwartungsgemäß von der rechtskonservativen Volkspartei. Sie sagte in einer Erklärung, dass das Verhandlungsmandat ein „vergiftetes Weihnachtspaket“ sei. Die People’s First Party „bekämpft entschieden jede institutionelle Verbindung zur Europäischen Union.“
Mit Informationen von Catherine Hundel, ARD Genf
Catherine Hundel, ARD Genf, Tagesschau, 15. Dezember 2023 um 17:20 Uhr