Freitag, 4. Juni 2021
Dicker Sand an der Küste
Schleimpest greift das türkische Marmarameer an
Es scheint unerwünscht: Meeresschlamm bedeckt die Wasseroberfläche und verhindert nicht nur das Baden, sondern auch das Angeln. Das Marmarameer ist derzeit von der Algenplage betroffen. Steigende Temperaturen und unbehandelte Abwässer ins Meer begünstigen die Schlammbildung.
Klebriges Granulat wirbelt auf der Wasseroberfläche und lädt nicht zum Duschen ein: Das Türkische Marmarameer wird von einer durch Algen verursachten Schleimplage heimgesucht. Er sagt, das Meer steht unter zu viel Druck Bayram Öztürk, Biologe an der Türkischen Meeresforschungsstiftung und Professor an der Universität Istanbul. Der Höhepunkt sei noch „noch nicht erreicht“. Er und andere Experten fordern ein schnelles Eingreifen.
Der Schleim ist das Produkt einer Algensekretion und -drift auf der Meeresoberfläche, aber auch darunter. Früher oder später wird es sich auf dem Meeresgrund absetzen. Algen vermehren sich durch hohe Temperaturen, sagt Ekin Akoglu, Meeresbiologe an der Universität Udtu in der Türkei. Schlammbildung kann auch durch direkt ins Meer eingeleitete ungereinigte Abwässer begünstigt werden.
Störungen beim Angeln und Schwimmen
Die Binnenküste ist dicht besiedelt. Auf ihr befinden sich neben Istanbul, das eine Fläche von 16 Millionen Einwohnern hat, auch Großstädte wie Bursa. Öztürk sagt, dass Schleim auch in der nördlichen Ägäis und im westlichen Schwarzen Meer verbreitet ist. Er warnt seit den 1980er Jahren vor Meeresschleim. Dies hat bisher keine Wirkung gezeigt. Schleim macht das Duschen nicht nur unmöglich. Fischer können ihre Netze nicht auswerfen, weil sie kaputt gehen oder zumindest stark verschmutzt und unbrauchbar werden.
Der Schleim hat laut Akoglu negative Folgen für auf dem Meeresboden lebende Organismen – etwa Muscheln, deren Wachstum sich verlangsamt, wenn sie sich unter einer Schleimschicht befinden. Selbst weiche, schleimbedeckte Korallen können nicht ihre eigentliche Aufgabe erfüllen, nämlich das Wasser zu filtern. Langfristig sind die negativen Auswirkungen auf Zooplankton, von dem sich viele Fische ernähren, besonders fatal. Wenn seine Menge abnimmt, nimmt auch die Fischpopulation ab. Öztürk warnt sogar vor einem „Massenaussterben“ der Meeresbewohner.
Die Regierung kündigt den Aktionsplan an
Auch die Regierung ist sich des Schleimproblems bewusst. Ein Aktionsplan wurde angekündigt. Davon hält Özturk jedoch wenig. Diese Ankündigungen wurden bereits in der Vergangenheit gemacht. Jetzt sind schnelle und klare Schritte gefragt. Kurzfristig, sagt Akoğlu, könne der Schleim mechanisch entfernt werden. Langfristig besteht neben einer globalen Klimapolitik, die dem Temperaturanstieg entgegenwirkt, die Notwendigkeit, die Abwasserbehandlung in der Türkei zu verbessern.
Öztürk fordert zudem spezielle Schutzzonen, in denen sich das Meer und seine Bewohner entspannen können und weiter forschen, um dem Problem auf den Grund zu gehen.