Jeder kennt die Debatte mittlerweile – auf Geschäftsreisen oder vor dem Urlaub: Soll es ein Flugzeug sein oder kann man nicht auch den klimafreundlicheren Zug nehmen? Auf der beliebten Strecke Berlin-Frankfurt beispielsweise ist ein Fluggast für 127 Kilogramm Treibhausgase verantwortlich, Bahnreisende für knapp 11 Kilogramm.
Angesichts dieser Differenzen führte die grüne Kandidatin Annalena Barbock im Wahlkampf das Kurzreiseverbot ein. Doch diese Forderung verschwand bald aus dem Wahlkampf der Grünen. Denn wer viel unterwegs ist, weiß: Die Bahn ist manchmal eine gute Alternative – aber oft nicht, noch nicht. Das hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace im Detail berechnet: Für 150 wichtige Strecken innerhalb der Europäischen Union sind sie in 1-2 Stunden mit dem Flugzeug, aber auch mit der Bahn zu erreichen. Das Fazit: Bahnreisen sind manchmal in Ordnung, aber in manchen Fällen kann ein generelles Kurzstreckenverbot das Reisen fast unmöglich machen.
Ein Drittel dieser Verbindungen ist mit der Bahn in weniger als sechs Stunden zu schaffen – das ist die für Greenpeace akzeptable und wettbewerbsfähige Reisezeit, zum Beispiel Amsterdam – Paris (3:23 Uhr), Paris – Frankfurt (3:50 Uhr) oder Venedig – Neapel (5:23), 10 Uhr. Die Organisation fordert die Notwendigkeit, auf all diesen Strecken Flüge zu verbieten. Vor allem bei 21 von 150 wichtigen Fahrten, bei denen der Zug weniger als vier Stunden braucht, wie zum Beispiel Madrid – Barcelona (2:30 Stunden). Die Umfrage zeigt, dass auf 23 Routen ein Reisender mehr als 16 Stunden unterwegs sein wird.
Überlandreisen werden durch die immer schwächer werdenden internationalen Bahnlinien erschwert, kritisiert Greenpeace nach Überprüfung aller Fahrpläne. untergeordnet Eurostar So wurde beispielsweise die Zahl der U-Bahnen zwischen Großbritannien und Frankreich deutlich reduziert. Busse verkehren nur noch zwischen Schweden und Norwegen. Und auf der Strecke Frankfurt-Lyon, einem wichtigen Verbindungsknoten zwischen Deutschland und Frankreich, verkehrt nur ein Direktzug pro Tag – ein Beispiel dafür, dass Passagiere, die von einem Flugzeug zum anderen reisen, mit hohen Transportkosten rechnen müssen. Immerhin werden Nachtzugverbindungen wieder attraktiver: Wien-Paris und Zürich-Amsterdam starten im Dezember.
Lufthansa hat zumindest die Nürnberg-Strecke nach München gestrichen
Deutschland trägt übrigens laut Greenpeace „die größte Verantwortung“ für den Luftverkehr in Europa: Ein Drittel der 150 meistgenutzten EU-Strecken endet oder beginnt hierzulande. Für viele beträgt die Fahrzeit mit der Bahn weniger als sechs Stunden – im Beispiel Frankfurt-Berlin sind es 3 Stunden 54 Minuten. Und von Innenstadt zu Innenstadt, ohne Einchecken, ohne Wartezeiten am Gate und ohne S-Bahn-Benutzung, versichern sie der EPA. Dies wiederum deckt sich mit der Position des Bundesverkehrsministeriums unter der Führung von Andreas Scheuer (CSU): Dort will man Inlandsflüge nicht verbieten, sondern durch verbesserte Kommunikation und finanzielle Anreize reduzieren. Tatsächlich werden ab nächstem Jahr die Investitionsmittel der Bahn erstmals höher sein als die der Straße (9,3 Milliarden Euro gegenüber 8,3 Milliarden Euro), auch die Umsatzsteuer für Fernverkehrstickets wurde auf sieben Prozent gesenkt , andererseits habe ich die Luftverkehrssteuer etwas erhöht.
In einem Fall hat Lufthansa übrigens bereits reagiert: Die Verbindung München-Nürnberg innerhalb Bayerns wurde diesen Sommer gestrichen – doch die Alternative zeigt deutlich die Schwierigkeit: Zwischen den beiden Flughäfen verkehrt nun ein schneller Bus, weil noch keine Schnellzüge halten am Flughafen München, die die Airline immer wieder kritisiert. Schließlich ist diese Alternative auch relativ umweltfreundlich: Ein im Inland betriebenes Flugzeug stößt 214 Gramm klimaschädliche Treibhausgase pro Reisekilometer aus. Das Auto wiegt immer noch 154 Gramm – ein Fernzug oder Fernbus hingegen nur 29 Gramm.
Trotz dieser Unterschiede und anhaltenden Debatten ist die Luftfahrt weniger für den Klimawandel verantwortlich, als manche annehmen. Der weltweite Flugverkehr trägt 3,5 Prozent zur globalen Erwärmung durch Kohlendioxid, Jets oder Ruß bei, ebenso wie er durch den Menschen verursacht wird, zeigte eine große internationale Studie unter Beteiligung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt vor einem Jahr. Die gefährlichsten Faktoren sind die Strom- und Wärmeerzeugung aus Kohle, Gas und Öl sowie die Verbrennung von Benzin und Diesel während der Fahrt.