Kurz nachdem Erdbeben der Stärke 3,8 und 4,2 auf der Richterskala Neapel erschütterten, sind sich Experten noch immer uneinig, wie mit den aktuellen Erkenntnissen umgegangen werden soll. Wir geben einen Überblick und beantworten Ihre wichtigsten Fragen.
Was macht den Vesuv so gefährlich?
Der Vesuv ist der einzige aktive Vulkan auf dem europäischen Festland. Direkt in der Nähe von Neapel gelegen, ist sie mit rund 900.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Italiens.
Stadt. Außerdem: Phlegräische Felder (Campi Flegrei) liegen in der Nähe des Vulkans. Dieses über 150 Quadratkilometer große Gebiet teilt sich mit dem Vulkan eine Magmakammer. Das ist eine gute Tiefe von zehn Kilometern. Darüber hinaus gibt es Thermalquellen und über 50 heiße Quellen im gesamten Gebiet. Auch die italienischen Inseln Ischia, Procida und Nicida werden von der Notlage betroffen sein. Sollte der Vulkan explodieren, hätte das schwerwiegende Folgen für die gesamte Region. Zum Vergleich: Vor 39.000 Jahren wurden Teile Mittelitaliens bei einem großen Ausbruch zerstört und die Auswirkungen auf das Klima waren enorm.
Wie ist die aktuelle Situation in Neapel?
Nach den Erdbeben vom 27. September und 2. Oktober ist eines klar: Neapel und Umgebung stehen auf einem Pulverfass. Obwohl die Aktivitäten des Vulkans und der Phlegrinfelder rund um die Uhr überwacht werden, liegt der Fokus auf möglichen Notfallvorbereitungen. Dann müssen 1,3 Millionen Menschen aus dem Umland evakuiert werden. Zivilschutzpläne sehen vor, dass die Betroffenen dann mit Fahrzeugen, Bussen, Bahnen oder Schiffen evakuiert werden – sofern der Ausbruch rechtzeitig vorhersehbar ist.
Warum sind Experten anderer Meinung?
Bisher warnte die Zweigstelle des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) in Neapel, die auch über ein Observatorium für die Felder Phlegraine und Vesuv verfügt, vor Panikmache. „Es gibt keinen Grund zur Sorge“, sagte Regisseur Mauro De Vito. Vulkanologen und Katastrophenschutzbeamte besprechen wöchentlich die Lage. Laut einer im vergangenen Juni von Forschern des University College London und des INGV durchgeführten Studie gibt es Anzeichen für einen Bruch der Vulkanoberfläche, der dem Ausbruch vorausgeht.
Was passiert, wenn der Vulkan tatsächlich ausbricht?
Wie beim letzten heftigen Ausbruch im Jahr 1538 wird voraussichtlich ein größerer Teil Italiens von den Folgen betroffen sein. Millionen von Menschen werden nicht nur um ihr Leben und ihre Gesundheit fürchten, auch die klimatischen und wirtschaftlichen Folgen werden verheerend sein. Nach den jüngsten Erdbeben müssen nun Evakuierungspläne und Fluchtwege überprüft werden.
Kann man die Situation mit dem Ausbruch des Vulkans Pompeji vergleichen?
Der Vesuv ist bereits einmal ausgebrochen und hat eine Spur der Zerstörung hinterlassen, die noch heute sichtbar ist. Im Jahr 79 n. Chr. waren auch die Einwohner von Pompeji betroffen. Trotz Warnzeichen wie schwarzem Rauch, dunklem Himmel und Ascheregen kam der Ausbruch überraschend. Heute ist dies unwahrscheinlich. Moderne Systeme erfassen selbst kleinste Veränderungen. Im Notfall wird ein Alarm ausgelöst.