Es ist selten, dass ein US-Präsident im Kapitol erscheint. Doch Joe Biden bleibt nicht mehr viel Zeit, Gegner in seiner Partei zu überzeugen. Er machte sich auf den Weg zum Parlamentssitz.
Mit einem Besuch im Kongress hat der US-Präsident Joe Biden Er versucht angesichts des innerparteilichen Stellungskrieges seine gefährdete Reformagenda zu retten. Biden traf am Freitag im Kapitol mit Mitgliedern seiner Demokratischen Partei zu Gesprächen über Infrastruktur und Sozialpakete in Höhe von 1 Billion US-Dollar. „Wir werden erfolgreich sein“, sagte der 78-Jährige gegenüber Reportern. „Es spielt keine Rolle, ob es sechs Minuten, sechs Tage oder sechs Wochen dauert.“
Der persönliche Auftritt des Präsidenten im Kongress ist sehr ungewöhnlich – und zeigt den Ernst der Lage. Biden will ein Infrastrukturpaket in Höhe von 1,2 Billionen US-Dollar und ein Sozialhilfepaket in Höhe von 3,5 Billionen US-Dollar durch den Kongress. Beide Projekte könnten an der bitteren Kluft zwischen dem progressiven und dem gemäßigten demokratischen Flügel scheitern.
Linke fordern Sozialreformen
Das Repräsentantenhaus sollte am Donnerstag das vom Senat gebilligte Infrastrukturpaket verabschieden, das Milliarden von Straßen, Brücken, Bahngleisen und Breitband-Internet-Ausbau vorsieht. Linke Abgeordnete drohen, das Infrastrukturpaket scheitern zu lassen, wenn nicht gleichzeitig geplante Sozialreformen vorankommen.
Sie befürchten, dass das Reformpaket für Bildung, Familie, bessere Kinderbetreuung, die Ausweitung der gesetzlichen Krankenversicherung und der Klimaschutz im Senat nach der Verabschiedung des Infrastrukturpakets im Sande verlaufen und sie keinen Einfluss mehr haben. Denn zwei demokratische Senatoren – die zentristischen Politiker Joe Manchin und Kirsten Senema – lehnen das Sozialpaket als zu teuer ab. Einige nennen das Projekt „finanziellen Wahnsinn“ und werden nur mehr als 1,5 Billionen Dollar zustimmen.
Die Macht zweier Laster
Da die Demokraten im Senat nur eine knappe Mehrheit haben, können sie keine einzige Opposition ertragen – was Mansion und Cinema unglaublich viel Macht verleiht. Mit ihrer Haltung verärgerten die beiden Senatoren, genannt „Manchinima“, viele Demokraten, zumal sie Bidens Reformagenda im Alleingang begraben konnten.
Seit Tagen suchen das Weiße Haus und die demokratischen Führer im Kongress verzweifelt nach einem Kompromiss. Der Sprecher des Repräsentantenhauses ist ein Demokrat Nancy PelosiEr wollte am Freitag über das Infrastrukturpaket abstimmen. Sie darf jedoch nur dann über den Text abgestimmt werden, wenn sie sich einer Mehrheit sicher ist.
Der Streit um die beiden massiven Investitionspakete ist nicht Bidens einzige Sorge. Auch den USA droht Mitte Oktober der Bankrott, wenn die Schuldenobergrenze bis dahin nicht angehoben wird. Die Demokraten müssen hier gegen den Widerstand der oppositionellen Republikaner kämpfen.
Nur Budgetsperre wird vermieden
Andererseits hätte ein kurzfristiger Haushaltsstopp vermieden werden können, der am Freitag gedroht hätte: Der Kongress hat am Donnerstag einen Übergangshaushalt beschlossen, der die Finanzierung der Bundesbehörden bis zum 3. Dezember garantiert.
Ohne die Übergangslösung wären die USA in einen sogenannten Lockdown abgerutscht. Dann wurden Hunderttausende Bundesbedienstete unfreiwillig unbezahlt beurlaubt, viele öffentliche Einrichtungen wie Behörden, Museen und Nationalparks mussten bis auf weiteres schließen.