Stand: 30.05.2022 20:37 Uhr
Das Auswärtige Amt hat seine Enttäuschung über den Besuch der Hohen Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte Bachelet in China zum Ausdruck gebracht. Die Reise „entsprach nicht den Erwartungen“, um Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen deutlich zu machen.
Das Auswärtige Amt hat den China-Besuch der Hohen Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Michelle Bachelet, kritisiert. In einer Erklärung heißt es, Außenministerin Annalena Barbock habe letzte Woche ihren chinesischen Amtskollegen Wang Yi gebeten, „eine transparente Untersuchung der schwerwiegenden Vorwürfe schwerster Menschenrechtsverletzungen“ in der Provinz Xinjiang durchzuführen. „Der Besuch der Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, in China – den wir lange verteidigt haben – hat diese Erwartung nicht erfüllt“, sagte das Ministerium.
Wegen „chinesischer Restriktionen“ sei es während Bachelets Reise „nicht möglich gewesen, freien und ungehinderten Zugang zu Menschen und Orten zu haben“. Dies schloss eine unabhängige Bewertung der Situation vor Ort aus. Menschenrechte „sind keine innere Angelegenheit von Staaten, und Landesgrenzen sind keine Zäune, jenseits derer Menschenrechte nicht mehr gelten“, so das Auswärtige Amt. Dies gilt auch für China.
Chinas Haushalt kritisiert für UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Bachelet
Tamara Anthony, ARD Peking, Tagesthemen 23:15, 29. Mai 2022
Kritik schon vor dem Flug
Bachelet hat letzte Woche China einen mehrtägigen Besuch abgestattet, unter anderem in Xinjiang. Kritiker hatten vor der Reise gewarnt, dass ihr nicht der nötige Zugang gewährt würde, um die Lage in Xinjiang umfassend einschätzen zu können. Es besteht die Gefahr, dass China den Besuch nutzen wird, um den Status der muslimischen Minderheit der Uiguren in der Region herabzusetzen. Das US-Außenministerium bezeichnete den Besuch als Fehler. Aktivisten warfen dem UN-Kommissar vor, Propaganda für die chinesische Regierung zu betreiben.
Der kommunistischen Führung in Peking wird seit Jahren die systematische Unterdrückung uigurischer Muslime und anderer Minderheiten in Xinjiang vorgeworfen. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen werden dort mehr als eine Million Menschen in Lagern festgehalten. Die Vereinigten Staaten werfen China vor, „Völkermord“ an den Uiguren begangen zu haben.
Folterbeweise und Schießbefehle
Vor Bachelets Besuch im Land veröffentlichte ein internationales Medienkonsortium weitere Beweise für die Masseninhaftierung von Uiguren in Xinjiang. Fotos, Reden und Anweisungen der dortigen Behörden belegten unter anderem Folter und das Vorliegen von Tötungsbefehlen.
Das Auswärtige Amt erwartet nun, dass Bachelet seinen Bericht zur Menschenrechtssituation in Xinjiang „so bald wie möglich“ veröffentlicht. Der Bericht des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte zur Lage vor Ort wurde lange zurückgehalten.