Um Fachkräfte anzuwerben und Abschiebungen zu erzwingen, setzt die Bundesregierung auf Vereinbarungen mit anderen Ländern. Ein solches Abkommen wurde nun mit einem vierten Land unterzeichnet: Kenia.
Deutschland erwartet, dass Migrationsabkommen mit anderen Ländern zu einer besseren Migrationssteuerung führen werden. Und nun wurde eine weitere Vereinbarung getroffen: Die Bundesregierung will in dieser Frage künftig enger mit Kenia zusammenarbeiten.
Während des Besuchs des kenianischen Präsidenten William Ruto bei Bundeskanzler Olaf Schulz unterzeichneten Bundesinnenministerin Nancy Wieser und der kenianische Außenminister Musalia Mudavadi in Berlin das neue Abkommen. Ziel ist es, die Beschäftigung von Fachkräften zu fördern und die Rückführung von Kenianern ohne Bleiberecht zu erleichtern.
„Win-win-Situation“
Bundeskanzler Schulz betonte nach der Unterzeichnung, dass das Abkommen Perspektiven für junge Kenianer schaffe, die beispielsweise eine Ausbildung in Deutschland absolvieren könnten. Kenia habe „unglaublich viele IT-Experten“, sagte Schultz. Es werde auch Menschen, die keine Bleibeperspektive im Land hätten, eine „leichtere und schnellere Rückkehr in ihre Heimat“ ermöglichen.
Auch der kenianische Präsident Ruto sprach vom Erfolg: „Es ist eine Win-Win-Situation.“ Er befürchtet nicht, dass das Abkommen zu einer Massenabwanderung hochqualifizierter Fachkräfte führen wird.
Nach Angaben des Innenministeriums ist Kenia das erste Land südlich der Sahara, das sich bereit erklärt hat, ausreisepflichtige Personen mithilfe eines biometrischen Datenabgleichs zu identifizieren. Darüber hinaus sollten auch abgelaufene Reisepässe und Personalausweise als Reisedokumente akzeptiert werden, um Rückführungen zu ermöglichen.
Die Ampel startet Migrationskonvention
Solche Abkommen mit einzelnen Herkunftsländern sind ein wesentlicher Bestandteil der Einwanderungspolitik der Ampelregierung. Mit Indien, Georgien und Marokko besteht es bereits, auch mit Kolumbien hat die Bundesregierung eine engere Zusammenarbeit bei der Migrationssteuerung vereinbart.
Auch die Bundesregierung plant ein ähnliches Abkommen mit Usbekistan. Diese soll geschlossen sein, wenn Schulz am Sonntag und Montag Samarkand in Usbekistan besucht.
Viele junge Leute in Kenia
Nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge belief sich die Zahl der ausreisewilligen Kenianer zum Stichtag 31. Juli auf 818. Für 738 von ihnen wurde die Abschiebung jedoch vorläufig ausgesetzt, sodass sie in Deutschland geduldet werden. Insgesamt sind in Deutschland etwa 15.000 Kenianer registriert. Kenianer stellen zusammen mit Usbeken nur 0,45 % der Migranten in Deutschland, die das Land verlassen müssen.
Präsident Ruto betonte, dass Kenia über „riesiges Humankapital“ verfüge. Dabei handelt es sich vor allem um Fachkräfte, insbesondere im Pflege- und Gastgewerbe. Die durchschnittliche Lebenserwartung im Land beträgt etwa 20 Jahre.
Die Jobmesse wurde am 27. September in der kenianischen Hauptstadt Nairobi angekündigt. Ihr Zweck ist die Information über die Konvention und Jobmöglichkeiten in Deutschland. Im Dezember soll dort auch ein Wirtschaftsgipfel stattfinden.