Ein CNN-Korrespondent berichtete aus der von der Ukraine besetzten Region Kursk – weshalb der russische Geheimdienst nun gegen ihn ermittelt. Moskau will außerdem Haftbefehle gegen ukrainische und italienische Journalisten erlassen.
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB sagte, er habe strafrechtliche Ermittlungen gegen mehrere ausländische Journalisten wegen ihrer Berichterstattung in der russischen Region Kursk eingeleitet. Die ukrainische Armee kontrolliert dort mehrere Städte, über die Journalisten berichten.
Der Bundessicherheitsdienst teilte mit, dass gegen einen CNN-Korrespondenten und zwei ukrainische Journalisten Ermittlungen wegen „illegalem Überschreiten der Staatsgrenze“ eingeleitet worden seien. Demnach drehten Journalisten Videoaufnahmen in der von ukrainischen Streitkräften kontrollierten Stadt Sodja.
Der Geheimdienst kündigte an, bald internationale Haftbefehle zu erlassen. Den drei Journalisten drohen in Russland bis zu fünf Jahre Gefängnis. Vom amerikanischen Sender CNN gab es noch keinen Kommentar.
Ich habe tatsächlich lange Zeit in Moskau gearbeitet
Nach Angaben des Bundessicherheitsdienstes handelt es sich bei dem CNN-Journalisten um Nick Patton Walsh, den Chefkorrespondenten des Senders für internationale Sicherheit. Bericht von Suga für CNN am 16. August. Walsh ist britischer Staatsbürger. Zuvor arbeitete er für die britische Fernsehsendung „Channel 4 News“ und die britische Zeitung „The Guardian“ in Moskau.
Bei den beiden ukrainischen Journalisten handelte es sich um Diana Bozhko, die aus Sudja für den Websender Hromadske berichtete, und Olesya Borovik, die von dort aus im Auftrag des Fernsehsenders My-Ukraina berichtete. Der russische Föderale Sicherheitsdienst sagte, dass die Namen der drei bald „auf die internationale Fahndungsliste gesetzt“ werden.
Die Ermittlungen richten sich auch gegen italienische Journalisten
Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen die drei Journalisten basieren auf denselben Vorwürfen wie das Verfahren gegen zwei italienische Journalisten des italienischen öffentlich-rechtlichen Senders RAI, wie der Bundessicherheitsdienst ebenfalls mitteilte. Dessen Mitarbeiterinnen Simone Traini und Stefania Battistini von Sudscha meldeten sich letzte Woche.
Russland berief daraufhin die italienische Botschafterin Cecilia Piccione ins Außenministerium nach Moskau. Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen die Italiener begannen am Samstag.
Keine Medienfreiheit mehr
Laut Reporter ohne Grenzen gab es in Russland zumindest seit Beginn des Angriffskrieges keine Medienfreiheit. Medienhäuser wurden geschlossen, Journalisten wurden als „ausländische Agenten“ bezeichnet und die Zensur wurde deutlich verschärft. Russland droht Journalisten mit Sanktionen wegen „Diffamierung“ seiner Streitkräfte. Im vergangenen Jahr wurde die Höchststrafe in diesen Fällen von fünf auf 15 Jahre erhöht.
Auch Kreml-Präsident Wladimir Putin nutzt ausländische Journalisten für seine Zwecke: Erst kürzlich konnte der amerikanische Journalist Iwan Gerschkowitsch im Rahmen eines Gefangenenaustauschs aus russischen Gefängnissen in seine Heimat zurückkehren. Er wurde wegen angeblicher Spionage zu 16 Jahren Lagerhaft verurteilt, was die USA und das Wall Street Journal als absurd bezeichneten.