Im Kampf um einen Waffenstillstand im Nahen Osten steht eine offizielle Reaktion der Hamas auf israelische Zugeständnisse noch aus. Allerdings klang der Führer der Jemaah Islamiyah aus dem Exil nicht optimistisch.
Laut einem Medienbericht stellt der Anführer der extremistischen islamischen Bewegung Hamas im Gazastreifen, Juhia Sinwar, das jüngste Angebot zur Aushandlung eines Geiseldeals in Frage.
Eine dem Hamas-Führer nahestehende Quelle teilte heute Abend dem israelischen Fernsehsender Channel 12 mit, dass es sich hierbei nicht um ein Angebot ägyptischer Vermittler handele, sondern um ein israelisches Angebot „im amerikanischen Gewand“, das eine Reihe von Fallstricken beinhalte. Der aktuelle Entwurf enthält keine Garantie für ein Ende des Krieges.
Eine offizielle Antwort der Hamas wird bald erwartet
Im Rahmen der ägyptischen Vermittlungsbemühungen in Kairo wurde der Hamas als Gegenleistung für die Freilassung der Geiseln ein Waffenstillstandsvorschlag vorgelegt. Die ägyptischen Vermittler hatten das Angebot zuvor in Israel erhalten. Die Reaktion der Hamas steht noch aus. Die islamische Organisation besteht bisher auf einer Beendigung des Krieges, was Israel ablehnt. Die israelische Regierung kündigte den raschen Beginn der umstrittenen Offensive in Rafah im südlichen Gazastreifen an der Grenze zu Ägypten an, falls keine Einigung erzielt werden sollte.
Der Hamas-Vertreter im Libanon, Osama Hamdan, sagte gegenüber dem Fernsehsender Al-Manar, der von der pro-iranischen schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon kontrolliert wird: „Unser Standpunkt zum aktuellen Verhandlungsdokument ist negativ“, wie die Times of Israel am Abend berichtete. Nach Angaben der Hamas-Pressestelle bedeutet dies jedoch keine Unterbrechung der Verhandlungen. Der Zeitung zufolge beabsichtigt die Organisation, innerhalb der nächsten Stunden eine Antwort auf den neuesten Vorschlag zu geben.
Welches Gewicht hat das Wort Sinwar?
Eine Sinwar nahestehende Person sagte dem israelischen Sender Channel 12, dass Äußerungen von Hamas-Führern im Exil nicht als offizielle Positionen der islamischen Organisation angesehen werden sollten. Der Gaza-Führer verlässt sich bei der Entscheidungsfindung nun ausschließlich auf zwei seiner engen Anhänger, die den Gazastreifen kontrollieren. Er verließ die Angelegenheit vor dem Terroranschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober letzten Jahres.
Nach Angaben der Times of Israel haben sich Hamas-Führer im Exil kürzlich für ein Waffenstillstandsabkommen im Gazastreifen ausgesprochen.
Karte des Gazastreifens, graue Gebiete: bebaute Gebiete des Gazastreifens, beschriftet: von der israelischen Armee kontrollierte Gebiete
Blinken: „Hamas blockiert den Weg zu einem Waffenstillstand“
Während seines Besuchs in Israel hatte US-Außenminister Anthony Blinken zuvor die Hamas aufgefordert, dem israelischen Waffenstillstandsvorschlag zuzustimmen. Er sagte: „Es ist die Hamas, die den Weg zu einem Waffenstillstand blockiert.“ Es gebe einen „sehr starken Vorschlag“, dass die Terrororganisation „dem zustimmen und es hinter sich bringen“ solle.
Medienberichten zufolge sieht der israelische Vorschlag einen mehrstufigen Prozess vor, bei dem die Kämpfe im Gazastreifen zunächst für 40 Tage eingestellt und im Gegenzug die Geiseln freigelassen werden. Zunächst müssen Frauen, Kranke, Alte und Verwundete freigelassen werden. Wie schon beim ersten Waffenstillstand werden auch palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen – ebenfalls schrittweise.
Ein israelischer Regierungssprecher sagte, man wolle bis zum Abend warten, um eine Antwort der Hamas zu erhalten. Anschließend werde eine „Entscheidung“ darüber getroffen, ob Israel eine Delegation zu weiteren Gesprächen nach Kairo schicken werde.