Wo soll die neue EU-Geldwäschebehörde ihren Sitz haben? Der Finanzminister befördert Frankfurt am Main in das Europäische Unionsparlament. Doch die Liste der Konkurrenten ist lang.
Bundeswirtschaftsminister Christian Lindner (FDP) hat Frankfurt am Main in Brüssel zum Sitz der neuen EU-Geldwäschebehörde beworben. Lindner sagte am Dienstag bei einer Anhörung vor Vertretern des Europäischen Parlaments und der EU-Länder, die Nähe zu Großbanken und der Europäischen Zentralbank in Frankfurt bringe der Behörde „erhebliche Vorteile“.
„Viele der Einrichtungen, die Amla betreuen wird, befinden sich in oder in der Nähe von Frankfurt“, fuhr Lindner fort. Laut Lindner wurden bereits drei potenzielle Gebäude für die Geldwäschebehörde ausgewählt.
Nach eigenen Angaben werden der Bund, das Land Hessen und die Stadt Frankfurt die Regelung des Geldwäschegesetzes finanziell unterstützen und dafür zehn Millionen Euro bereitstellen. In Brüssel versprach Lindner „mindestens das Doppelte des Geldes“, falls die Entscheidung zugunsten Frankfurts fallen sollte.
Konflikt mit Frankreich?
Bei der Anhörung äußerten mehrere Europaabgeordnete Zweifel an den Bemühungen Deutschlands, die Geldwäsche im eigenen Land zu bekämpfen. Die spanische Abgeordnete Eva Maria Bobcheva, die im Parlament die Verhandlungen über das Gesetz zur Bekämpfung der Geldwäsche leitete, warnte, dass dies die Glaubwürdigkeit der neuen Behörde untergraben könnte. Lindner verwies auf Verbesserungen durch die neue Bundesbehörde für Finanzkriminalität, die im nächsten Jahr ihre Arbeit aufnehmen soll.
Neben Frankfurt konkurrieren auch Rom, Wien, Vilnius, Riga, Dublin, Madrid, Brüssel und Paris um neue Macht. Allerdings wird die Entscheidung als Machtkampf zwischen Frankfurt und Paris gewertet. Beide Städte wollen ihre Position als Finanzzentren auf dem europäischen Festland stärken. Die entscheidende Abstimmung der Vertreter des Parlaments und der Länder der Europäischen Union ist für den 22. Februar geplant.
Kontrolle von 200 Unternehmen
Zum ersten Mal sind öffentliche Anhörungen Teil des Prozesses zur Auswahl des Sitzes einer neuen EU-Agentur. Der Europäische Gerichtshof hatte dem Parlament das gleiche Mitspracherecht wie den Staaten bei der Bestimmung des Sitzes künftiger Agenturen eingeräumt.
Die zunächst voraussichtlich 500 Mitarbeiter umfassende Behörde soll europaweit rund 200 Unternehmen direkt prüfen, vor allem Banken und Finanzdienstleister. Es sollte auch Empfehlungen an die nationalen Behörden richten.