Innerhalb von 48 Stunden nach Ankunft
Spahn will die Flüchtlinge nach Ghana und Ruanda verlegen
17. Dezember 2023, 4:30 Uhr
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Die Auseinandersetzung mit Asylverfahren in Nicht-EU-Mitgliedstaaten ist Grundvoraussetzung des neuen Zuwanderungskonzepts der CDU. Parteiabgeordneter Spahn hofft auf eine abschreckende Wirkung auf potenzielle Einwanderer.
Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion Jens Spahn fordert, dass alle Flüchtlinge, die illegal in die EU einreisen, nach Ghana, Ruanda oder in osteuropäische Nicht-EU-Länder abgeschoben werden. „Wenn wir das vier, sechs oder acht Wochen lang kontinuierlich machen, werden die Zahlen dramatisch sinken“, sagte der CDU-Politiker der Neuen Osnabrücker Zeitung. Spahn erklärte, dass sich viele Menschen nicht mehr an die Europäische Union wenden würden, „wenn klar ist, dass dies innerhalb von 48 Stunden zu einem sicheren Drittstaat außerhalb der Europäischen Union führt.“
Der Drittstaatenvorschlag bildet den Kern des Migrationskonzepts im am vergangenen Montag vorgelegten Entwurf des neuen CDU-Programms. Spahn erklärte, das Ziel seien „vertragliche Vereinbarungen, die es Flüchtlingen ermöglichen, dort Asylverfahren zu erhalten und bei Gewährung von Schutz dort sicher zu bleiben.“ Ruanda könnte dazu bereit sein, und Ghana könnte auch dazu bereit sein. Auch mit osteuropäischen Ländern wie Georgien und Moldawien sollen Gespräche geführt werden.
Spahn betonte, dass die Genfer Flüchtlingskonvention nicht vorsehe, dass in der Europäischen Union Schutz vor Verfolgung in Kriegszeiten gewährt werden müsse. Wenn dafür gesorgt wird, dass Verfolgte in Drittstaaten „sichere Unterkunft haben, dort gut versorgt werden und ohne Angst leben können, dann wird das Ziel der Flüchtlingskonvention erreicht.“
Das von der CDU vorgeschlagene Modell, ankommende Asylbewerber möglichst schnell in Drittländer auszufliegen, um dort Asylverfahren abzuwickeln, folgt dem Vorbild Großbritanniens. Im April 2022 schlug Premierminister Boris Johnson diesen Ansatz vor, wonach Flüchtlinge nach Ruanda gebracht werden sollten. Allerdings gestaltet sich die Umsetzung schwierig, da das Projekt bisher an rechtlichen Hürden scheiterte. Kürzlich entschied der Oberste Gerichtshof, dass Abschiebungen nach Ruanda gegen internationale Menschenrechtsnormen verstoßen. Die britische Regierung schloss daraufhin ein neues Abkommen mit dem autoritären Staat ab, um Bedenken hinsichtlich der dortigen Sicherheitslage auszuräumen. Das britische Unterhaus hat dem Asylabkommen nun mit knapper Mehrheit zugestimmt.