Söldnerführer Jewgeni Prigoschin bekommt kein Geld mehr aus Moskau und versucht, seine schrumpfenden Truppen in Weißrussland zu überholen.
MINSK – Jewgeni Prigoschin, Vorsitzender der Wagner-Gruppe, könnte kein Geld mehr haben. Russland will nicht mehr zahlen. Das berichtete das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf die eigenen Geheimdienste. Seinen Erkenntnissen zufolge ist es wahrscheinlich, dass sich Wagner PMC als Finanzier an Weißrussland wenden muss. Nach dem Putschversuch im Juni 2023 sind Prigoschins Soldaten nun in Weißrussland nahe der polnischen Grenze stationiert und trainieren dort offenbar lokale Kräfte.
Säbelrasseln bei Polen: „Wagner“ trainiert Weißrussen an der Grenze
Weißrussland teilt eine mehr als 400 km lange Grenze mit dem EU- und NATO-Mitglied Polen, dem Polen neben mehreren Tausend fest stationierten Grenzschutzbeamten und Soldaten nun weitere 10.000 Soldaten entsenden will. Dies könnte eine Reaktion auf Wagners Aktivitäten sein, die darauf abzielten, belarussische Soldaten in Grenznähe auszubilden.
Weißrussland ist Russlands engster Verbündeter, aber es ist wirtschaftlich von Russland abhängig und durch kriegsbedingte Sanktionen westlicher Länder geschwächt. Wenn Wagner-Chef Prigozhin künftig aus Weißrussland bezahlt wird, müssen seine Kräfte schrumpfen.
Privatarmee „Wagner“ als Unternehmen: Prigozhin braucht Einkommen
Laut Wladimir Putin erhielt Prigoschins seit rund zehn Jahren bestehendes privat geführtes privates Militärunternehmen allein zwischen Mai 2022 und 2023 umgerechnet mehr als 900 Millionen Euro und wurde laut Putin vollständig vom russischen Staat finanziert. Budget. Jetzt ist hier endlich Schluss.
Das britische Verteidigungsministerium geht daher davon aus, dass Jewgeni Prigoschin nun aus der Not heraus vom belarussischen Staatshaushalt profitieren wird, allerdings in deutlich geringerem Umfang. Die Wirtschaftskraft Weißrusslands mit knapp neun Millionen Einwohnern ist weitaus geringer als die seines russischen Nachbarn: Im Jahr 2022 verdiente statistisch gesehen jeder Weißrusse halb so viel wie ein Russe (etwa 7.900 bis etwa 15.500 US-Dollar). Die tatsächliche Größe von Prigozhins Privatarmee ist ein Rätsel.
Die Stärke von Wagners Streitkräften ist ein Rätsel: Sie wird auf 50.000 Mann geschätzt
Zu Beginn des Ukraine-Krieges verfügte der Söldnerführer Prigoschin nach seinen Angaben über mehr als 5.000 Mann in Waffen – die meisten von ihnen waren ausgebildete Veteranen der russischen Armee. Bei seinem Lauf in Moskau im Juni 2023 sprach er vor rund 25.000 Anhängern. Er hatte seine Miliz aus russischen Gefängnissen rekrutiert. Nach eigenen Angaben soll er dort etwa 50.000 Männer herangezogen und zu einer sechsmonatigen Dienstzeit verpflichtet haben. Viele Tausende wurden möglicherweise getötet oder außer Dienst gestellt und aus der Ukraine nach Russland zurückgebracht.