Unterdessen geht es nicht nur um die Justizreform, sondern auch um den geplanten Haushalt: Die Massenproteste gegen die israelische Regierung dauern an. Demonstranten werfen ihr „politische Korruption“ vor.
Erneut gingen Zehntausende in Israel gegen die rechtstheokratische Regierung und ihre Pläne zur Schwächung der Justiz auf die Straße.
Sie versammelten sich in mehreren Großstädten und schwenkten israelische Flaggen. Auf Bannern und Schildern in Tel Aviv standen Slogans wie „Stoppt sie“, „Israel ist nicht Iran“ und „Die Plünderungsregierung“. Allein in der Mittelmeerhauptstadt nahmen nach Angaben der Veranstalter mehr als 130.000 Menschen teil.
Eine streng religiöse Familie sollte bevorzugt werden
Neben der sogenannten Justizreform richteten sich die Proteste diese Woche auch gegen eine Neuverteilung staatlicher Gelder. Die Regierung muss den Haushalt bis Ende Mai genehmigen. Medienberichten zufolge bereiten sich insbesondere die religiösen Koalitionsparteien darauf vor, die bereits vom Finanzausschuss des Parlaments genehmigten Pläne auszunutzen.
Die Organisatoren der Proteste warfen der Regierung vor, „die Staatskasse zugunsten politischer Korruption zu plündern“. In einer Erklärung hieß es, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verteile Steuergelder an seine Verbündeten, „um die Umsetzung diktatorischer Gesetze zu erleichtern“.
Justizreform: Ausstehend, aber nicht aufgegeben
Das bedeutet eine Justizreform. Die rechte Religionskoalition will damit unter anderem den Einfluss des Obersten Gerichtshofs begrenzen, dem sie übermäßige Einmischung in politische Entscheidungen vorwirft. Darüber hinaus müssen Gerichtsentscheidungen mit einfacher Mehrheit im Parlament überwunden werden. Kritiker sehen die Gewaltenteilung in Gefahr und warnen vor einer nationalen Krise.
Aufgrund des Drucks der Straße setzte Netanjahu die Pläne im März außer Kraft, gab aber nicht auf. Bisher waren die Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition über einen Kompromiss erfolglos.
Seit fast fünf Monaten dauern die Massenproteste an. Allerdings wurde es letzte Woche aus Sicherheitsgründen aufgrund von Kämpfen zwischen dem Islamischen Dschihad und der israelischen Armee abgesagt.