Stand: 26.02.2023 04:52 Uhr
Zehntausende Israelis demonstrieren seit fast zwei Monaten jedes Wochenende gegen die Justizreform der rechtsreligiösen Regierung. Sie will den Obersten Gerichtshof schwächen – Kritiker befürchten das Ende der israelischen Demokratie.
In Israel sind erneut Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Pläne der Regierung zu protestieren, die Justiz zu schwächen. In einer Rede in Tel Aviv warnte der frühere israelische Ministerpräsident Ehud Barak vor einem bevorstehenden Staatsstreich. Er forderte auf der Kundgebung, die zum achten Mal in Folge stattfand, bei umstrittenen Reformfortschritten den gewaltfreien Widerstand. Auch in anderen Städten wie Jerusalem und Haifa demonstrierten Menschen.
Die rechtsreligiöse Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will die Macht des Obersten Gerichtshofs reduzieren, dem sie politische Einflussnahme vorwirft. Zukünftig soll das Parlament Entscheidungen hochrangiger Richter mit einfacher Mehrheit aufheben können und Abgeordnete mehr Einfluss auf die Ernennung von Richtern haben. Das Parlament hat beide Gesetzentwürfe bereits in erster Lesung mit Regierungsmehrheit angenommen. Andere geplante Änderungen könnten Premierminister Netanyahu in einem Korruptionsprozess gegen ihn zugute kommen.
Der Oberste Gerichtshof ist von besonderem Interesse
Deshalb sehen die Demonstranten, dass die Gewaltenteilung in Israel und die Demokratie in Gefahr sind. Der Oberste Gerichtshof ist im politischen System Israels besonders wichtig, da das Land keine geschriebene Verfassung hat. Stattdessen gibt es eine Reihe von Grundgesetzen, deren Einhaltung das Gericht überwacht.
Unterdessen wies Netanjahu Medienberichte zurück, denen zufolge er zu „Faust-Faust“-Maßnahmen gegen die Demonstranten aufgerufen haben soll. Stattdessen meinte er, dass falsche Argumente verworfen werden sollten, schrieb er auf Twitter.