Stand: 29.11.2022 12:29 Uhr
Katar und Deutschland haben sich auf einen Vertrag zur Lieferung von verflüssigtem Erdgas geeinigt. Das Emirat will mindestens 15 Jahre lang jährlich zwei Millionen Tonnen LNG liefern. Wirtschaftsminister Habek zeigte sich zufrieden.
Katar Der Energieriese hat nach Angaben der katarischen Regierung einen Vertrag zur Lieferung von verflüssigtem Erdgas nach Deutschland abgeschlossen. Der katarische Energieminister Saad Sherida al-Kaab sagte, das Gas werde an das US-Unternehmen ConocoPhillips verkauft, das es nach Brunsbutl liefern werde. Die Auslieferung soll 2026 beginnen und mindestens 15 Jahre andauern. Jährlich werden bis zu 2 Millionen Tonnen geliefert.
Wirtschaftsminister Habek bestätigt Zusage zur Lieferung von Flüssiggas aus Katar
Christine Schweitzer, ARD Berlin, Tagesschau um 12:00 Uhr, 29.11.2022
Al-Kaabi sagte, es sei der erste langfristige Vertrag zur Versorgung Deutschlands mit LNG. Sie tragen zur langfristigen Energiesicherheit des Landes, aber auch Europas bei. „Das ist ein handfester Beweis (…) unseres Engagements für die Deutschen“, sagte der Minister. ConocoPhillips-Präsident Ryan Lance fügte hinzu, dass das Gas an verschiedene Abnehmer in Deutschland vermarktet werden solle.
Al-Kaabi sagte, Qatar Energy sei in Gesprächen mit deutschen Unternehmen über weitere Gaslieferungen. „Wir haben gute Beziehungen zu deutschen Unternehmen und der deutschen Regierung“, sagte er. Das Gas für das geschlossene Abkommen stammt aus den beiden katarischen Gasfeldern, dem Nordostfeld und dem Nord-Süd-Feld, die vor der Küste des Golfstaates liegen.
„positives Signal“
Die Gaswirtschaft sieht die Vereinbarung als „ein positives Zeichen für landgestützte LNG-Terminals“. Der Vorstand des Vereins Zukunft Gas, Timm Kehler, kündigte an, dass langfristige Lieferungen diesen Stationen gute Perspektiven eröffnen.
„Wir fordern schon lange, nicht nur die kurzfristige Versorgung über schwimmende Klemmen zu berücksichtigen.“ Bodenstationen sind insbesondere für die spätere Umstellung auf grüne Gase von grundlegender Bedeutung.
Habek: „15 tolle Jahre“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hält die Laufzeit des Liefervertrags für einen guten Zeitrahmen. „15 erstaunliche Jahre“, sagte er. Es hätten noch Jahrzehnte länger werden können. Aufgrund der geplanten Klimaneutralität Deutschlands ab 2045 sollen die Mengen zurückgehen. Spätestens 2040 soll der Gasverbrauch sinken und andere Energieformen dominieren.
Bundeswirtschaftsminister Habek bei seinem Besuch in Katar im Frühjahr.
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Zu konkreten Details des Deals äußerte sich Habeck nicht. Verträge sind Sache des Unternehmens. Die günstigsten Angebote sollten auf dem Weltmarkt gekauft werden, sagte Habeck. Dazu gehört Katar, aber es ist auch nicht der einzige Anbieter auf dem Weltmarkt.
Im Frühjahr reiste der Minister zu Gesprächen über Lieferbeziehungen nach Katar. Habeck warb damals für Kaufkraft in autoritären Regimen. Der Besuch erfolgt im Rahmen der Bemühungen, die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zu verringern. Vor diesem Hintergrund, so Habeck, könne nicht nur Deutschland künftig Hand in Hand mit den Demokratien zusammenarbeiten, um deren Energiebedarf zu decken.
Die deutschen Gasspeicher sind fast voll
Die deutschen Gasspeicher sind derzeit nahezu voll. LNG soll aber einen zusätzlichen Beitrag leisten, Habeck spricht von „einem wesentlichen Baustein zur Sicherung unserer Energieversorgung für den kommenden Winter“.
Bundeskanzler Olaf Scholz sagte erst vergangene Woche, dass der Kauf von LNG aus Katar nicht auf dem Tisch liege. „Deutsche Unternehmen führen sehr konkrete Gespräche, über die ich Ihnen mehr sagen kann als ich“, sagte er in einem Interview mit Fox.
Deutschland versucht, die weggefallenen Gaslieferungen aus Russland unter anderem durch Lieferungen von verflüssigtem Erdgas zu ersetzen, für das viele Terminals in Nord- und Ostsee gebaut werden. Katar ist einer der weltweit größten Exporteure von verflüssigtem Erdgas. Das wohlhabende Emirat verfügt nach Russland und dem Iran über die drittgrößten Gasreserven der Welt. Katar teilt sich mit dem Iran das größte Gasfeld der Welt vor der Küste des Landes. Der überwiegende Teil der Exporte geht nach Asien, bisher vor allem nach Japan, Südkorea und Indien.