Das beabsichtigt Russland mit dem Atomkraftwerk in Saporischschja
Nach Tagen der Ungewissheit ist klar geworden, was Russland mit dem Atomkraftwerk im ukrainischen Saporischschja vorhat. Nach Angaben der ukrainischen Atombehörde wird das Atomkraftwerk an das russische Stromnetz angeschlossen und die Krim mit Atomstrom versorgen. Das Verfahren birgt jedoch große Risiken.
DRLeiter der ukrainischen Nuklearbehörde Energoatom Er erklärteGrund für das Vorgehen Russlands im Atomkraftwerk Saporischschja ist der Plan, es vom ukrainischen Stromnetz zu trennen und stattdessen die von Russland besetzte Krim mit Atomstrom aus den Reaktoren zu versorgen.
„Russland beschädigt zu diesem Zweck absichtlich die Leitungen des Atomkraftwerks, die an das Stromnetz der Ukraine angeschlossen sind“, erklärte Petro Kotin am Abend im ukrainischen Fernsehen.
Russland hat in den vergangenen Tagen bereits Anschläge auf drei der vier bestehenden Hochspannungsleitungen verübt. Das Atomkraftwerk ist derzeit nur über eine Produktionsleitung ans Stromnetz angeschlossen, die Cotten als „extrem gefährlich“ bezeichnete.
Wird auch diese Leitung gekappt, kann das Atomkraftwerk nur noch mit Dieselgeneratoren betrieben werden. Dann kommt es darauf an, wie zuverlässig es ist und wie hoch die Kraftstoffversorgung ist“, so Cotten weiter.
Am Ende völlig getrennt von der Ukraine
Dahinter steckt ein vom russischen Elektrokonzern Rosatom entwickelter Plan, der von der russischen Armee auf dem Gelände umgesetzt wird. Am Ende wird das Kernkraftwerk vollständig von der Ukraine getrennt und schließlich an das russische Stromnetz angeschlossen.
Dabei werden die kurzzeitig von Russland besetzten ukrainischen Gebiete um Cherson und Saporischschja aus dem Kraftwerk Dschankoi auf der Krim und dem Wasserkraftwerk Kakovka am Dnjepr mit Strom versorgt, aus dem der Stromfluss schließlich gelangen muss Atomkraft. Ein Kraftwerk, das wiederum Atomstrom aus dem von Russland betriebenen Netz liefern wird.
Doch manchmal muss ein Atomkraftwerk komplett von der Stromversorgung getrennt werden, was Cotten als den gefährlichsten Moment bezeichnete, weil der Ausfall von Dieselgeneratoren und damit der Kühlung zum Primärausfall führen kann. „Wir sind nur noch einen Schritt von der ersten Phase der Fukushima-Katastrophe entfernt“, betonte er.
Der Wind weht über Russland
Das Atomkraftwerk wurde in den vergangenen Tagen zweimal beschossen. Teile der Anlage wurden beschädigt und einer der Reaktoren musste abgeschaltet werden. Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für die Anschläge verantwortlich. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Montag vor einer Atomkatastrophe gewarnt.
Konkret wäre vor allem die lokale Bevölkerung durch eine mögliche Freilassung bedroht. Es wird ein Gebiet von 50-100 Kilometern geben, in dem der Aufenthalt nicht mehr möglich sein wird. In einem Interview mit WELT am Wochenende erklärte Wolfgang Raskob, Experte für nukleare Sicherheitsforschung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dass die Umwelt noch mehrere hundert Kilometer entfernt stark verschmutzt sei.
„Nach unseren Berechnungen weht der Wind in weniger als 10 Prozent der Zeit nach Westen, also nach Deutschland“, sagt Raskob. An vielen Tagen weht der Wind „voll nach Osten Richtung Russland“. Und im Katastrophenfall werden auch russische Regionen bedroht.
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