Gletscher in Tibet versorgen zwei Milliarden Menschen mit Wasser. Wissenschaftler warnen davor, dass es uralte Mikroben mit dem Potenzial für eine Pandemie enthält.
Lauert wirklich die nächste Pandemie im Gletschereis des Hochlandes von Tibet? Ein chinesisches Forscherteam, das vier Jahre damit verbracht hat, Mikroorganismen in 21 Gletschern in Tibet zu untersuchen, warnt vor dieser Möglichkeit. Dabei entdeckten sie 968 bisher unbeschriebene Bakterien – und mehr als 25 Millionen potenziell gefährliche Gene.
„In Eis eingeschlossene primitive Mikroben können zu lokalen Epidemien oder sogar Epidemien führen“, schreiben Biologen über Yongqin Liu im Fachblatt „Nature Biotechnology“. „Diese Mikroorganismen können bisher unbekannte pathogene Eigenschaften haben, die Pflanzen, Tiere und Menschen bedrohen.“
Es besteht auch die Möglichkeit, dass krankheitsverursachende Gene zwischen verschiedenen Mikrobengruppen ausgetauscht werden. „Die Wechselwirkung zwischen Gletschern und Mikroben kann besonders gefährlich sein und sollte genauer untersucht werden“, sagen die Wissenschaftler.
Gletscher ziehen sich in Tibet zurück
Verschärft wird das Problem durch die Erderwärmung, die besonders kalte Regionen der Erde betrifft: „Der Rückgang der Gletscher beschleunigt die Freisetzung dieser Mikroorganismen in nachgelagerte Ökosysteme.“ Dort steige das Risiko des Austauschs krankheitsverursachender Gene zwischen Mikroben, aber auch der direkten Schädigung von Menschen, Tieren oder Pflanzen: „Die Freisetzung potenziell gefährlicher Mikroben wird die beiden bevölkerungsreichsten Länder treffen: China und Indien.“