Steigende Gaspreise und Befürchtungen einer weiteren Kürzung der russischen Gaslieferungen (Anfang Juli) haben die Befürchtungen vor einer großen europäischen Energiekrise in diesem Winter verstärkt. Die Erdgaspreise haben sich seit ihren letzten Tiefstständen im Juni mehr als verdoppelt und steigen fast täglich weiter. Die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl wurde verringert, jedoch auf Kosten hoher Energiepreise.
Die Länder der Eurozone importierten vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine etwa 40 % ihres Energiebedarfs aus Russland. Außerdem streiken jetzt die norwegischen Ölarbeiter, was die Versorgungsknappheit noch verstärkt. Ökonomen erwarten daher, dass die Eurozone viel schneller in eine Rezession abrutscht als die USA oder andere Länder.
Die Kreditkosten der europäischen Regierungen (Staatsanleihen) sind in den letzten Wochen schneller gestiegen als die der USA, was auf eine rasche Verschärfung der Finanzierungsbedingungen hindeutet. Sorgen um den Umgang der Europäischen Zentralbank mit den Risiken einer neuen Euro-Krise aufgrund der stark wachsenden Schuldenlast einiger Euro-Staaten setzen den Euro unter Druck.
Bundesbankpräsident Joachim Nagel hat am Montag scharfe Kritik an den Plänen der Europäischen Zentralbank zum Schutz hoch verschuldeter Länder geäußert. „Rezessionsrisiken und eine Verlangsamung des europäischen Wachstums, die wir derzeit beobachten, treiben die Schwäche des Euro mehr denn je voran“, sagte Grace Peters von JP Morgan gegenüber Reuters.
Der Zusammenbruch des Euro ist ein weiteres großes Problem für die Europäische Zentralbank, die bereits eine Rekordinflation erlebt, da eine schwache Währung die Importpreise in die Höhe treibt – und damit die Inflation. Es wird allgemein erwartet, dass die Europäische Zentralbank diesen Monat damit beginnen wird, die Zinssätze zu erhöhen, die erste seit 2011.