Ein Racheakt aus Teheran?
Der Iran beschlagnahmt griechische Öltanker
27. Mai 2022, 21:55 Uhr
Vor einigen Tagen haben die griechischen Behörden auf Ersuchen der Vereinigten Staaten ein russisches Schiff mit iranischem Öl festgenommen. Und jetzt stoppt Teheran zwei griechische Tanker. Athena spricht über Piraterie.
Die iranische Revolutionsgarde hat im Persischen Golf zwei griechische Öltanker beschlagnahmt. Auf dem Online-Portal der Revolutionsgarden fügte sie hinzu, dass die Schiffe die Seeverkehrsvorschriften missachten. Weitere Einzelheiten zu den beiden Tankern und ihrer Besatzung werden in Kürze bekannt gegeben. Griechenland protestierte aufs Schärfste und sprach von einem Akt der Piraterie.
Beobachter vermuten, dass hinter dieser Aktion ein Racheakt steckt. Kürzlich wurde der unter russischer Flagge fahrende Tanker „Lana“ mit iranischem Öl an Bord in griechischen Gewässern festgenommen. Aus Protest wurden die Chargé d’Affairs der griechischen und der schweizerischen Botschaft bereits ins Aussenministerium einbestellt. Die Schweiz vertritt auch die Interessen der USA in Teheran. Das griechische Außenministerium hat den iranischen Botschafter vorgeladen. Ein Sprecher sagte, es sei ein Protest organisiert worden. „Diese Handlungen sind praktisch Piraterie“, sagte das Außenministerium in einer Erklärung in Athen.
Griechenland forderte die sofortige Freilassung der Besatzungen. Schiffe müssen weiterfahren dürfen. Das Außenministerium betonte, dass diese Maßnahmen „äußerst negative Auswirkungen“ auf die griechisch-iranischen Beziehungen haben würden.
Athen: Schiff in internationalen Gewässern beschlagnahmt
Nach Informationen aus Athen ging die Besatzung eines Hubschraubers der iranischen Marine in internationalen Gewässern etwa 22 Seemeilen (etwa 35 Kilometer) vor der Küste des Iran an Bord des griechischen Schiffes „Delta Poseidon“. Dann verhafteten iranische Bewaffnete die Besatzung. Auch ein zweites griechisches Schiff sei gestoppt und seine Besatzung festgenommen worden, teilte das griechische Außenministerium mit.
Sie fügte hinzu, Athen habe alle relevanten internationalen Organisationen über die Fakten informiert und alle griechischen Bürger aufgefordert, Reisen in den Iran zu vermeiden. Alle griechischen Schiffe, die sich in der Region des Persischen Golfs bewegen, wurden ebenfalls benachrichtigt.
„Lana“-Ladung wird herumgepumpt
Griechische Medien wie die Zeitung „Kathimerini“ berichteten über den Vorfall des russischen Tankers. Demnach gab es am 14. April einen schweren Sturm in der Ägäis. Das von den türkischen Inseln Marmaris kommende Schiff „Lana“ flüchtete in eine Bucht auf der griechischen Insel Euböa, vor dem kleinen Hafen von Karistos. Dort stellten die griechischen Behörden fest, dass der Tanker der russischen Firma Promsvyazbank gehörte.
Aufgrund der Verhängung von Sanktionen der Europäischen Union gegen die Bank wurde der Tanker gestoppt. Als klar wurde, dass die Bank den Tanker bereits im März an eine nicht sanktionierte russische Bank verkauft hatte, sollte es losgehen. Inzwischen wurde festgestellt, dass der russische Tanker iranisches Öl transportierte. Deshalb haben sich laut griechischen Medien die amerikanischen Behörden gemeldet und gefordert, dass die Griechen Unterstützung leisten und den „Lana“-Vertrag fortsetzen. Wegen US-Sanktionen gegen den Iran musste das Öl in einen anderen Tanker gepumpt und auf Kosten der USA in die USA verschifft werden.
Anscheinend passiert genau das in Karistos Bay. Das Portal MarineTraffic zeigt, dass ein weiterer Tanker neben der „Lana“ in der Bucht von Karistos liegt und allem Anschein nach vom Schiff aus betankt wird.