Die EU will nicht, dass Russland bei den Details möglicher Sanktionen im Falle eines Angriffs auf die Ukraine wegschaut. Doch eines ist nach dem EU-Gipfel am Donnerstag bekannt, an dem erstmals Bundeskanzler Olaf Schulz (SPD) teilnahm: Hochrangige Vertreter osteuropäischer Länder wie Polen, Litauen und Lettland hätten sich eine Teilnahme von Schulz gewünscht. Das umstrittene Pipeline-Projekt Nord Stream 2 hatte das Gleichgewicht geworfen.
Der lettische Ministerpräsident Krisjanis Karenz hat ein Ende der Ostseepipeline gefordert, sollte Russland seine militärischen Aktivitäten an der Ostgrenze der Ukraine verstärken.
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Aber Schulz intervenierte in Brüssel nicht, um das Pipeline-Projekt an mögliche künftige Sanktionen zu knüpfen. Er sagte nach dem Gipfel, dass Nord Stream 2 ein „Privatsektorprojekt“ sei.
Die Bundesnetzagentur habe sich entschieden, das System „völlig unpolitisch“ zu betreiben, so die Bundesnetzagentur weiter. Dabei wurden Erinnerungen an seine Vorgängerin Angela Merkel (CDU) wach, die immer von einem rein wirtschaftlichen Projekt im Zusammenhang mit der Gaspipeline sprach.
MdEP Bütikofer spricht über „The Old Man’s Tale“
Die SPD habe sie jahrelang konsequent „gegen europäische Interessen“ unterstützt, sagte Bütikofer. „Aber alles hat seine Grenzen. Dass die Pipeline in Betrieb ist, während die Ukraine zunehmend russischer Aggression ausgesetzt ist, kann niemand beantworten“, so der EU-Abgeordnete weiter.
Neben der Bundesnetzagentur muss auch die EU-Kommission prüfen, ob die Trennung des Leitungsbetriebs von der Gasverteilung gemäß den Vorgaben des europäischen Energierechts gewährleistet ist. Die Meinung der Brüsseler Behörde dürfte in den EU-Hauptstädten von Falken beobachtet werden.
Während osteuropäische Länder das Pipeline-Projekt ablehnen, scheint Frankreich sich damit auseinandergesetzt zu haben. Vor knapp drei Jahren hat die Regierung in Paris überraschend Stellung gegen Deutschland bezogen und mit einer strengeren Regulierung des Pipeline-Projekts durch die EU-Kommission begonnen. Doch der französische Präsident Emmanuel Macron, der am Ende des Gipfels mit Schultz vor Medienvertretern auftrat, hörte auf zu reden.